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Keine Beschränkungen & keine Grenzen für die Kunst – Ein Interview mit Wildrik Batjes von der MSK Eastside Gallery Moskau

MSK Eastside Gallery

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Für Freunde der zeitgenössischen Kunst, insbesondere für diejenigen mit einer Vorliebe für Street Art, ist Moskau noch immer ein unerforschter Markt. Um mehr über die vorherrschenden Ideen und Kunst-Tendenzen in der russischen Hauptstadt zu erfahren, sprachen wir mit Wildrik Batjes, dem Direktor der jungen und zukunftsweisenden MSK Eastside Gallery.

In diesem Gespräch lernten wir mehr über die Geschichte dieser seit fünf Jahren bestehenden Galerie, das Potenzial der Moskauer Kunstszene, und erfuhren mehr über die Pläne des Galeristen Batjes für die kommende KÖLNER LISTE.

MSK Eastside Gallery

Kunstwerk von Ja’bagh Kaghado / Direktor der MSK Eastside Gallery, Wildrik Batjes

Den Moskauer Markt erobern

MSK Eastside Gallery ist ein Raum für Kunst in Moskau. Können Sie uns mehr über die Geschichte dieses Ortes erzählen? Wie kam es zur Entscheidung, eine neue Galerie für zeitgenössische Kunst ausgerechnet in dieser Stadt zu eröffnen?
Natürlich! MSK Eastside Gallery wurde vor fünf Jahren eröffnet, nachdem ich mich mit meinen Partnern zusammenschloss, welche bereits einige Jahre in Moskau arbeiteten. MSK Eastside Gallery war die Antwort auf einen Mangel des Moskauer Kunstmarktes. Sie gibt neuen lokalen Talenten eine Chance, zeigt Werke aufstrebender russischer Künstler, als auch etablierter Künstler aus dem Ausland. Zunächst waren wir in einer alten Papierfabrik im Osten der Stadt, in einer Art New Yorker Loft-Galerie beheimatet. Später wurde daraus der Kunst-Zusammenschluss CCI Fabrika unter der Führung von Asya Filipova, welcher zu diesem Zeitpunkt ein wirklich ungewöhnlicher Ort für die meisten russischen Sammler war.

Die MSK Eastside Gallery arbeitet seit fünf Jahren sehr erfolgreich. Vor einem Jahr haben Sie sogar einen weiteren Raum in der Stadt eröffnet. Auch wenn es so scheint, als sei Moskau ein guter Ort für Sie, wie würden Sie die Situation der Kunst in der russischen Hauptstadt heute beschreiben?
Moskau war genauso gut für uns, wie wir es für die Kunst hier waren. Der Markt für zeitgenössische Kunst in Russland ist noch sehr jung und wie alles was neu ist, muss er sich entwickeln und reifen. Dies gilt sowohl für die Ausstellungen der Galerien als auch für das Kaufverhalten der Sammler. Die Finanzkrise der letzten zwei Jahre hat nicht geholfen sondern das Wachstum des Kunstmarktes hier verlangsamt, gleichzeitig entstand auch eine frische neue Welle von Künstlern mit starken sozialen Engagement.

Unter den von Ihnen ausgestellten Künstlern findet man auch eine vielfältige internationale Auswahl, von Misha Most bis Niels Shoe Meulman. Was sind Ihre Hauptkriterien, wenn Sie Künstler auswählen? Folgen Sie bestimmten kuratorischen Richtlinien?
Die MSK Eastside Galerie Künstler-Familie umfasst eine breite Auswahl von Kunstwerken, von Platin-Prints mit Techniken aus dem 19. Jahrhundert über Street Art, Minimalismus bis hin zu sozialer Kunst, mit Künstlern aus den USA, Europa, Russland und dem Kaukasus. Wir haben natürlich kuratorische und künstlerische Richtlinien, und verzichten, derzeit zumindest, auf digitale und Performance-Kunst. Unsere Kuratoren legen speziellen Wert auf das authentische Handwerk hinter dem Kunstwerk als auch auf den Kontext des Werkes.

MSK Eastside Gallery

Daria K

Kunst kennt keine Grenzen – Nach innen und nach außen hin

Ihre Webseite erwähnt eine bestimmte Vision und propagiert Kollaboration verschiedener Kunstformen. Würden Sie uns bitte die Philosophie hinter dem Konzept Ihrer Galerie erklären?
Keine Beschränkungen & keine Grenzen.

Sie arbeiten teils mit Künstlern aus der Welt der Urban und Street Art. Wie ist die Wahrnehmung dieser neuen zeitgenössischen Bewegung in Russland?
Wir haben in der Vergangenheit mit vielen Pionieren der russischen Street-Art-Szene zusammengearbeitet, und tun dies auch noch heute. Im Mai 2014 haben wir im Moskauer Museum die erste historische Post-Graffiti und Street-Art-Ausstellung in Russland veranstaltet. In den drei Wochen besuchten 35.000 Menschen die Ausstellung. Die Sparte wird sehr positiv aufgenommen und nicht mehr als Vandalismus, sondern als wirkliche Kunstform verstanden.

Street Art hat oftmals einen dualen Charakter, agiert sowohl global als auch lokal. Gibt es Veranstaltungen, Bewegungen oder Ereignisse der Moskauer Street-Art-Szene vor Ort, von denen der Rest Europas wissen sollte?
Natürlich! Moskau, und Russland im Allgemeinen, kann eine große Zahl von Street Art und Graffiti-Künstlern vorweisen. Ihre Pioniere sind auch international bekannt, wie Misha Most, um nur einen zu nennen. Wir haben mit vielen von ihnen gearbeitet und tun es noch heute. Eine der wichtigsten lokalen Veranstaltungen für diese Bewegungen ist die Street-Art-Biennale namens Artmossphere.

MSK Eastside Gallery

Ja’bagh Kaghado

MSK Eastside Gallery in der Kunstwelt

Wie würden Sie die Kunstszene in Moskau mit dem Rest Europas vergleichen? Unterscheidet sie sich von Köln, und wenn ja, inwiefern?
Die Kunstszene in Moskau ist immer noch am Wachsen und viel weniger entwickelt als die Kunstszene Europas. Ich kenne mich mit der Kunstszene in Köln nicht sehr gut aus, aber in weniger als einem Monat können wir glücklicherweise vergleichen und dann eine Antwort geben.

Sie nehmen an der KÖLNER LISTE mit drei verschiedenen Künstlern Ihrer Galerie teil: Ja’bagh Kaghado, Zak Kaghado und Daria K. Welche Werke dieser Künstler wollen Sie präsentieren?
Wir nehmen zum ersten Mal an der KÖLNER LISTE teil und erwarten uns viel davon. Die drei von uns gezeigten Künstler arbeiten mit sehr verschiedenen Techniken und Medien. Ja’bagh Kaghado arbeitet in der Mixed-Media-Technik und wird durch verschiedene verzerrte Bilder aus der „TORN“ Serie zeigen.
Zak Kaghado wird den neuesten visuellen Ausdruck seiner „Transgressive“ Serie von 2015 präsentieren. Grundlage dieser Arbeit war seine Post-Punk Jugend in den 80er Jahren, welche hier in einer dunkleren sozialen und poetischen Stimmung gezeigt wird. Er arbeitet mit Industriefarbe auf Leinwand, mit persönlichen sich wiederholenden Worten und überall hingekritzelten Gedichten.
Und unsere jüngere, russische Künstlerin, Daria K, wird ihre „The Dead Poets“ Serie ausstellen, Werke auf Papier mit Tinte, Wasserfarbe und Jod.

Was sind die Pläne der MSK Eastside Gallery für das restliche Jahr 2017?
Wir werden weiter hart arbeiten! Im September wird eine Ausstellung mit MR Brainwash im Moskauer Museum stattfinden, und eine weitere mit dem Schusev Museum und unsern Künstlern Zak Kaghado und Dmitry Teselkin zum Ende des Jahres. Wir haben in unseren Räumen fünf Solo- und Gruppenausstellungen mit den von uns repräsentierten Künstlern geplant. Außerdem wollen wir dieses Jahr an der Cosmoscow Art Fair, der Contemporary Istanbul und der Artissima teilnehmen. Was die Künstler betrifft, werden wir uns erst einmal auf diejenigen konzentrieren, die wir mit unserer Galerie repräsentieren.

Die MSK Eastside Gallery präsentiert sich der Kölner Öffentlichkeit im Rahmen de KÖLNER LISTE vom 28. bis 30. April 2017.

Bildmaterial: courtesy MSK Eastside Gallery