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Frankfurt Through the Eyes of Katinka Fischer – Chefredakteurin von art kaleidoscope

In dem Bestreben, von ausgewiesenen Expertinnen und Experten mehr über die Frankfurter Kunstszene zu erfahren, trafen wir die Journalistin, Kunsthistorikerin und Chefredakteurin eines renommierten Kunstmagazins, Katinka Fischer. In unserem Gespräch teilte sie mit uns ihre Ansichten über die Vielfalt der heimischen Kunstwelt, die Verbindungen zwischen Kunst und Kapital sowie die interessantesten und sehenswertesten Kunstorte der Stadt.

Sie sind seit 2015 Chefredakteurin von art kaleidoscope. Können Sie unseren Lesern kurz Ihr Magazin vorstellen?
art kaleidoscope erscheint vierteljährlich und beleuchtet die Kunstlandschaft im Rhein-Main-Gebiet – mit Vorberichten auf die zentralen Ausstellungsereignisse, Künstlerporträts, Interviews, Reportagen und auch etwas Klatsch und Tratsch.

Frankfurt kennt man als eine sehr geschäftsorientierte Stadt, als eine Finanzmetropole. Wie steht es um die Kunst- und Kulturszene der Stadt?
Die Frankfurter Kunstszene ist ausgesprochen vielfältig und schon durch das Museumsufer weltweit einmalig. Museen wie das Städel und seine im bürgerlichen Kunstsinn wurzelnde Sammlung ragen international hervor. Für ihr hohes Niveau ist die Städelschule bekannt, wo junge Künstler ausgebildet werden und deren Absolventen häufig internationale Karriere machen. Unterdessen ist vor allem rund um den Römer, aber auch in anderen Teilen der Stadt eine rege Galerientätigkeit zu beobachten. Jenseits des traditionellen Betriebes bietet Frankfurt darüber hinaus Raum für Kunstvereine und Off-Spaces, allen voran Künstlerhäuser wie atelierfrankfurt und basis e.V. Hinzu kommen Festivals, Kultursommer, Saisonstarts, Hochschulrundgänge, das Museumsuferfest. Irgendwas ist immer los.

Wie fügt sich Ihre Arbeit in dieses Umfeld? Wie profitieren Sie davon?
Ich verstehe es als meine Aufgabe, auf besondere Ausstellungen und Künstlerpersönlichkeiten aufmerksam zu machen, kulturpolitische Entwicklungen zu beobachten bzw. einzuordnen und, so gut dies bei einem „Quarterly“ eben möglich ist, aktuelle Nachrichten zu publizieren. Diese Tätigkeit erfüllt mich sowohl als Journalistin wie auch als Kunsthistorikern.

Gibt es Verbindungen zwischen der Finanzmarkt- und Business-Welt und der Kunst- und Kulturszene Frankfurts (sei es im Bereich Kunst, Musik oder anderen künstlerischen Sparten)? Wenn ja, wie sehen diese aus?
Kunst und Geld waren schon immer aufeinander angewiesen. Umso mehr in einer Stadt wie Frankfurt, wo beides gleichermaßen stark vertreten ist. Große museale Ausstellungen könnten ohne die finanzkräftige Unterstützung von Sponsoren kaum realisiert werden. Auch spricht es für sich, dass das Museum für Moderne Kunst (MMK) seit einigen Jahren eine Dependance mitten im Bankenviertel unterhält.

Wie sichtbar oder wie wichtig ist Kunst in Frankfurt? Leben und arbeiten viele Künstler in der Stadt?
An Kunst kommt man in Frankfurt nicht vorbei. Dafür, dass dort auch viele Künstler leben und arbeiten, sorgen schon das atelierfrankfurt, das als größtes Atelierhaus Europas gilt, und die Städelschule.

Gibt es in Frankfurt auch eine alternative Kunstszene, die für Außenstehendende weitgehend unbekannt ist? Wenn ja, verraten Sie uns bitte mehr darüber.
Besonders stark entwickelt sie sich gerade im Ostend, wo nicht nur die EZB zu finden ist, sondern auch das atelierfrankfurt und der Kunstverein Familie Montez.

Welche Kunst- und Kulturorte sollten Besucher der Stadt auf jeden Fall gesehen haben?
Aus oben genannten Gründen: das Museumsufer und das Frankfurter Ostend.

Wie wird sich, Ihrer Meinung nach, die Frankfurter Kunstszene in den nächsten Jahren entwickeln? Erwarten oder erhoffen Sie bestimmte Veränderungen?
Die große Vielfalt und das hohe Niveau gerade auf dem Gebiet der Kunst ist keineswegs nur ein weicher Frankfurter Standortfaktor. Das rückt hoffentlich stärker ins (politische) Bewusstsein. Und auch, dass deswegen nicht (noch mehr) daran gespart werden darf.

Ist Ihnen bekannt, dass die Discovery Art Fair im November in Frankfurt Premiere feiert? Wie denken Sie über diesen Schritt?
Angesichts der Geschichte der Frankfurter Kunstmessen ist das eine mutiger Entscheidung. Den Fokus auf das niedrigpreisige Segment zu richten, ist womöglich ein Schritt in die richtige Richtung.

Photo by Jasmin Zwick. Courtesy of Katinka Fischer