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Frankfurt Through the Eyes of Katharina Ewald – Direktorin der Abteilung für Geschäftsanbahnung der Frankfurter Buchmesse

Im Vorfeld der ersten Entdeckermesse für zeitgenössische Kunst in Frankfurt, kontaktierten wir Kenner der lokalen Kunst- und Kulturlandschaft, um mehr über die Kunstszene der hessischen Metropole zu erfahren. Hier unser Interview mit Frau Katharina Ewald, Direktorin der internationalen Unternehmensentwicklung der weltberühmten Frankfurter Buchmesse, die mit uns ganz offen über die künstlerische Seite ihrer Heimatstadt gesprochen hat.

Als gebürtige Frankfurterin hat Katharina eine vielseitige Karriere in der Kulturbranche hinter sich und ist seit 2006 Teil des Teams der Frankfurter Buchmesse. Gleichzeitig organisiert, moderiert und plant sie diverse Verlagskonferenzen und -events auf der ganzen Welt, vom fernen Osten bis Mexiko. Seit 2017 ist sie Teil des ARTS+ Teams, wo sie sich auf die kommenden Entwicklungen der Kreativ- und Kulturindustrie konzentriert. Sie teilte mit uns ihre Gedanken als wahre Kunstliebhaberin.

Katharina, Sie sind Teil des THE ARTS+ Teams, welches auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober in der Halle 4.1 zu finden sein wird. Können Sie unseren Lesern dieses besondere Event vorstellen?
THE ARTS+ – mit dem Untertitel “Future of Culture Festival” – ist ein der Zukunft der Kreativ- und Kulturindustrie gewidmetes Festival. Unsere Welt wird in rasender Geschwindigkeit auf den Kopf gestellt. Technologie und Kultur – zwei Bereiche die vormals Gegenteile zu sein schienen – vermischen sich mehr und mehr. Neue Technologien transformieren die ehemals exklusiven Handlungsräume menschlicher Wesen, Kultur und Kreativität grundlegend. Durch diesen Prozess verändern sich nicht nur die Geschäftsmodelle, Medien, unsere Kommunikation und die Umwelt, sondern auch unsere Gesellschaft und unser Verständnis von uns selbst als menschliche Wesen. Ein neues Ökosystem bildet sich heraus. THE ARTS+ formt dieses neue Ökosystem aktiv mit. Zu diesem Zweck bringen wir zentrale Akteure des Kreativ- und Kultursektors zusammen, gemeinsam mit Akteuren der Wirtschaft und Politik – Personen also, die diese Veränderungen aktiv steuern. Zusammen wollen wir ein Rahmenwerk definieren und aufzeigen, was möglich ist – während wir zugleich einen Raum erschaffen, zur Diskussion dessen, was notwendig ist. THE ARTS+ findet vom 10. bis 14. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse statt und Sie sollten definitiv vorbeischauen und uns besuchen.

Frankfurt kennt man als eine sehr geschäftsorientierte Stadt, als eine Finanzmetropole. Wie steht es um die Kunst- und Kulturszene der Stadt?
Frankfurt hat eine sehr lebendige Kunst- und Designerszene: in dieser lebhaften Metropole hat die Städelschule, eine der renommiertesten Kunstschulen, ihren Sitz. Ein Spaziergang am Museumsufer bietet Zugang zu verschiedenen Museen und deren großer Vielzahl unterschiedlicher Kunst, und überall finden sich Kunstgalerien und -räume.

Wie passt Ihre Arbeit in dieses Umfeld?
Die Stadt ist ein Knotenpunkt zwischen Finanzwelt und Kultur. Daher gibt es keinen besseren Ort für THE ARTS+ als Frankfurt. Das Festival kombiniert diese Felder auf inspirierende Art und Weise und wird dabei helfen, der Kreativindustrie eine wirtschaftliche Gegenwart und Zukunft zu ermöglichen. Das Festival dreht sich also auch um finanzielle Allianzen.

Angesichts der Tatsache, dass THE ARTS+ ein kulturübergreifendes Event ist, kann man davon auszugehen, dass solche Verbindungen in der lokalen Umgebung existieren. Doch vermischen sich die Finanz- und Geschäftswelten überhaupt mit der künstlerischen Welt? Wenn ja, auf welche Art und Weise?
Aber sicher! Alle größeren Banken besitzen heutzutage ihre eigene Kunstsammlung und leiten sogar eigene Kunsträume. Sie sponsorn außerdem verschiedene Museumsausstellungen, kulturelle Events und Musikveranstaltungen.
Und die Leidenschaft der Bürger für Kunst ist herausragend. Frankfurter hatten schon immer eine besondere Beziehung zur Kunst und Kultur; und seitdem haben sie auch Zeit und Geld investiert. Dies ist ein besonderes Merkmal der Frankfurter Kunstszene und man spürt diese Leidenschaft überall.

Gibt es viele hier lebende und arbeitende Künstler?
Aufgrund der hohen Mieten wird es immer schwieriger für Künstler, in Frankfurt zu leben und zu arbeiten und viele ziehen in das günstigere Offenbach. Doch es gibt das Atelier Frankfurt, Basis, usw., die subventionierte Studios anbieten. Und Künstler nehmen neue Räume für sich in Anspruch, indem sie Studios in Industriegebieten eröffnen, wie zum Beispiel Fechenheim Nord.

Gibt es eine für Außenstehende unbekannte alternative Kunstszene in Frankfurt?
Frankfurt hat diverse alternative Kunsträume zu bieten. Um nur ein paar zu nennen: Das Künstlerhaus Mousonturm, Atelier Frankfurt, Kunstverein Familie Montez (Lola Montez), Basis, Ausstellungshalle Schulstraße 1a, usw. Außerdem diverse kleinere Galerien, wie die Galerie Perpetuel oder die Galerie WOLFSTÆDTER. Diese Orte sind definitiv mindestens einen Besuch wert. Wenn Sie mehr an Musik und/oder Literatur interessiert sind, dann lassen sie sich die Brotfabrik oder die Romanfabrik nicht entgehen.

Welche Kunst- und Kulturorte sollten Besucher der Stadt auf jeden Fall gesehen haben?
Es gibt zu viele, um sie alle zu nennen, doch zu meinen persönlichen Favoriten gehören:

  • Museum für moderne Kunst
  • Städel Museum
  • Kunstverein Familie Montez und
  • Museum Judengasse.
  • Wie wird sich, Ihrer Meinung nach, die Frankfurter Kunstszene in den nächsten Jahren entwickeln? Erwarten oder erhoffen Sie bestimmte Veränderungen?
    Da die Mieten immer höher steigen, ist das Risiko der Gentrifizierung sehr hoch – Künstler werden aus der Stadt wegziehen müssen. Gleichzeitig entstehen immer mehr unabhängige kulturelle Räume. Deshalb ist es so wichtig eine Verbindung zwischen der Finanzwelt und der Kunstwelt zu ziehen. THE ARTS+ ist DER Ort um die richtigen Leute zu treffen und Magisches geschehen zu lassen.

    Photo Courtesy of THE ARTS+