News

Die KÖLNER LISTE feiert 5-jähriges Jubiläum – Messedirektor Jörgen Golz im Interview

Es ist schon eine liebgewonnene Tradition – wenige Monate vor der kommenden Messe in Köln treffen wir Messedirektor Jörgen Golz zum Interview über Erfolge, Herausforderungen und natürlich die KÖLNER LISTE 2018.

Die KÖLNER LISTE (20.-22. April 2018) feiert dieses Jahr ihren 5. Geburtstag. Bei Ausstellern und Besuchern gleichermaßen beliebt konnte sich die parallel zur Art Cologne stattfindende Entdeckermesse fest etablieren. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker zeigte sich bei Ihrem letztjährigen Messerundgang begeistert und sogar die Süddeutsche Zeitung lobte: „Die Kölner Liste ist eine der erfolgreichsten neuen Ausstellungen in der Kunststadt am Rhein. Mehr Messe als Schau, gekauft wird wie verrückt. Junges Publikum, viele Galeristen, selbstbewusste Künstler.

Scheint Sie haben einiges richtig gemacht. Können Sie sich denn noch an den Moment erinnern, als Sie beschlossen: Wir wollen eine Kunstmesse in Köln machen?

Die Entscheidung, eine Messe in Köln zu starten, war kein spontaner Entschluss, sondern eine logische Konsequenz. Es war von Anfang an klar, dass wir mit unserem Messekonzept an mehreren Standorten im Bundesgebiet präsent sein wollen. Und was lag da näher, als zuerst in die Stadt zu gehen, wo eine durchaus erfolgreiche Kunstmesse stattfindet, die sich selbst als die älteste Kunstmesse der Welt bezeichnet. Kunst zu sammeln, hat in Köln Tradition, hier findet sich nicht nur das Interesse, sondern auch die Kaufkraft, um Kunst zu erwerben – und ein entsprechend großes Einzugsgebiet, das mehrere Großstädte umfasst und sich bis in die Beneluxstaaten erstreckt. Genauso wie es nach Köln eine logische Weiterentwicklung ist, dass wir in diesem November eine jährlich stattfindende Kunstmesse in Frankfurt am Main starten.

Was waren die größten Herausforderungen, die Sie in den ersten Jahren meistern mussten?

Da fallen mir sofort zwei Sachen ein: Für die erste Ausgabe der KÖLNER LISTE war eine Menge Überzeugungsarbeit bei potenziellen Ausstellern nötig. Ich weiß nicht, wie oft ich den Satz gehört habe: „Ich schaue mir eure erste Ausgabe an und überlege mir dann, ob ich im nächsten Jahr dabei bin.“ Glücklicherweise hatten 38 Aussteller den Mut, uns bei der Premiere zu begleiten, von denen viele auch in diesem Jahr wieder dabei sind. Das Finden einer geeigneten Location war die zweite große Herausforderung: Zentral gelegen sollte sie sein, stylisch, sie musste groß genug sein, um den Besuchern eine genügend große Vielfalt zu präsentieren, durfte aber nicht so teuer sein, dass die finanzielle Last uns erdrückt. Die erste Ausgabe hat im Dock One stattgefunden, das für uns schon im darauf folgenden Jahr zu klein wurde.

Viele Besucher verlassen die Messe mit einem Bild unter dem Arm. Was ist das Erfolgsrezept der Verkaufsplattform KÖLNER LISTE?

Ganz einfach: Wir haben tolle Aussteller mit tollen Arbeiten. Und da der Preis auch stimmt, muss man einfach zuschlagen! Wir investieren viel Geld in das Marketing und da wir sehr aktive Medienpartner haben, aktivieren wir viele Besucher. Wir geben dem Besucher ein Versprechen und halten dieses Versprechen auch: Bei uns findet er aktuelle Werke von hohem qualitativen Niveau zu moderaten Preisen – und das in einer lebendigen kommunikativen Atmosphäre ohne elitäre Zugangsbarrieren.

Nach den ersten Jahren in wechselnden Location findet die KÖLNER LISTE 2018, wie schon im Vorjahr, in der zentral gelegenen XPOST Köln statt. Welche Rolle spielt für Sie der passende Veranstaltungsort?

Die Location ist ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor für eine Messe. Die Location determiniert den ästhetischen Rahmen der Messe. Die XPOST bietet architektonisch genau die richtige Mischung zwischen alt und neu und hält die nötige Infrastruktur bereit, dass unsere Besucher und Aussteller sich wohlfühlen. Zusätzlich liegt sie zentral, ist gut mit individuellen und öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, hat die richtige Größe für unser Messekonzept und ist bei den Kölnern als Präsentationsort für Kunst bekannt – und was für uns eine große Rolle spielt: Die Zusammenarbeit mit dem Team von der XPOST ist sehr angenehm.

Anders als bei vielen anderen Veranstaltungen dieser Art berichten sowohl Aussteller als auch Besucher der KÖLNER LISTE von einer sehr offenen und persönlichen Atmosphäre. „KÖLNER LISTE ist, wenn die Kunstfamilie zusammenkommt“ schrieb ein Kunstblogger im vergangenen Jahr. Wie wichtig ist der Wohlfühlfaktor für eine erfolgreiche Messe?

Ganz, ganz wichtig! Unsere Besucher sollen sich bei uns wohlfühlen und ich meine das im rein biologischen Sinne und im atmosphärischen. Wer sich nicht wohl fühlt, kauft nicht. Je wohler sich die Menschen fühlen, umso länger ist ihre Verweildauer und desto höher ihre Kauflust. Aus diesem Grund schaffen wir eine angenehme Atmosphäre: Nette, kommunikative Aussteller, eine große Auswahl an faszinierenden Kunstwerken, die sich in einer übersichtlichen Messestruktur präsentieren, überzeugende Preise, eine tolle Location und ein engagierten Caterer sind die Garanten für einen hohen Wohlfühlfaktor und viele Käufe.

So verschieden die Menschen, so verschieden ihr persönlicher Kunstgeschmack und so vielfältig die Bandbreite der künstlerischen Ausdrucksformen, die auf der KÖLNER LISTE präsentiert werden. Wie gelingt es Ihnen und Ihrem Kuratorenteam die aktuellen Entwicklungen der zeitgenössischen Kunst abzubilden ohne den Besuchern einen – derzeit vom Kunstmarkt präferierten – Kunstgeschmack aufzuzwingen?

Indem wir bei der Kuratierung der Messe zweigleisig fahren und die Bewerbung kostenfrei ist. Wir möchten nicht schon bei der Bewerbung einen monetären Filter setzen. Die Ausschreibung wird über unsere zahlreichen Partner nahezu weltweit kommuniziert. So erhalten wir eine große Vielfalt an Einreichungen, so dass wir einen Teil der Messe mit Neuentdeckungen füllen und für den anderen Teil gezielt Aussteller ansprechen, um den Besuchern eine ausgewogene Vielfalt zu bieten. Drei unabhängige Kuratoren und ein Team, das über gute Kontakte in die Kunstwelt verfügt, tragen ihren Teil dazu bei, dass wir eine große Vielfalt ohne Kunstmarkt-Filter präsentieren können, aus der sich der Besucher selbst sein neues Lieblingswerk aussuchen kann.

Die Entdeckermesse mit Fokus auf frische Kunst präsentiert immer auch eine Vielzahl junger Galerien und aufstrebender Künstler, die sich erst am Anfang ihrer künstlerischen Karriere befinden. Diese zu unterstützen, ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Programme einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, sich mit dem Fachpublikum und anderen Ausstellern auszutauschen, wichtige Kontakte zu knüpfen, ist ein Anliegen der Messe. Warum halten Sie diese Verbindung zwischen Kunstmarkt und Kunstförderung für so wichtig?

Wenn wir die Bedeutung der Künste für den gesellschaftlichen Diskurs – aus der sich politisch eine Förderung ableitet – einmal außen vor lassen, so ergibt sich in dem merkantilen Umfeld einer Kunstmesse allein aus folgender Überlegung die Notwendigkeit einer Förderung: Menschen sind neugierig auf das Neue, aber das Neue muss sich erst eine Käufergemeinde erarbeiten, seinen Platz auf dem Kunstmarkt finden. Neue Protagonisten auf dem Kunstmarkt müssen praktische Verkaufserfahrungen machen um zu erfolgreichen Kunstvermittlern zu werden. Damit diese ersten Schritte nicht in persönlichen Katastrophen enden, ist Kunstförderung speziell im Bereich der Discovery Art unabdingbar. Die Förderung soll die ersten Schritte unterstützen und im Weiteren dafür sorgen, dass eine Unabhängigkeit des Künstlers vom merkantilen Druck neue Ausdruckformen hervorbringt.

Im Unterschied zu vielen anderen Satellitenmessen ist die KÖLNER LISTE nicht nur lokal, sondern auch überregional und international verankert. Nicht nur Aussteller aus dem EU-Ausland nutzen die Messe, um sich zu präsentieren. Auch Galerien aus Estland, der Ukraine, Korea und den Philippinen werden zur diesjährigen Messe anreisen, um diese, oft wenig bekannten Kunstszenen im Rheinland vorzustellen. Ist es Ihnen in Zeiten von Brexit, Trump und dem europäischen Rechtspopulismus besonders wichtig, zu zeigen wie international die Kunstwelt ist?

Der internationale Austausch der Kunstwelt ist immer wichtig; egal welcher politische Sturm gerade tobt. Der Persönlichkeitsentwurf eines Künstlers mit seiner Internationalität, Mobilität, Innovationskraft, Wandlungsfähigkeit und der Fähigkeit, mit Existenzunsicherheit umzugehen, liefert die Blaupause für kommende Generationen. Die Zeiten einzelstaatlicher Vormachtstellungen sollten als anachronistisch begriffen werden. Wer heute immer noch nicht verstanden hat, dass wir alle in ein und demselben Raumschiff wohnen, dem ist nicht mehr zu helfen. Nicht die Angst vor dem Fremden, sondern die Neugier auf das Neue, das Andere wird die Gesellschaften voranbringen. Der weltweite Austausch der Kunstgemeinde hat somit Vorbildfunktion und sorgt nebenbei auch für die Hebung der weltweiten Käuferpotenziale.

Neben Fachpublikum und erfahrenen Sammlern begegnet man auf der KÖLNER LISTE auch Besuchern, die nie zuvor eine Kunstmesse besucht haben oder ein Kunstwerk gekauft haben. Wie schaffen Sie es, auch diese, von vielen Messen wenig beachtete, Zielgruppe anzusprechen?

Der Schlüssel liegt in einem sehr kleinteiligen Marketing, das auch über Kanäle funkt, die für die klassische Kunstwelt eher unüblich sind. Für unser Vorhaben, zeitgenössische Kunst neuen Zielgruppen nahezubringen, beschreiten wir neue (Kommunikations-) Wege. Social Media, Blogs, SEO, Multichannel-Marketing sind uns ebenso vertraut wie klassische Plakatkampagnen, Anzeigenschaltung oder Flyerverteilung. Wir haben eine breite und heterogene Zielgruppe, jedes Cluster aus dieser Zielgruppe präferiert einen anderen Kanal und wird von uns über diesen Kanal angesprochen. Die Liebe zur Kunst alleine reicht nicht, um jährlich über 20.000 Menschen auf den Messen begrüßen zu dürfen.

Abschließend noch eine Frage zu Ihrem Arbeitsalltag. Was ist für Sie das Schwierigste und das Schönste am Job eines Kunstmesse-Direktors?

Permanent wachsam zu sein, immer den eingeschlagenen Weg überprüfen zu müssen, ist eine wirkliche Herausforderung. Nur wenn das Angebot der Messe richtig zusammengestellt ist und wir die richtigen Käuferschichten mit den richtigen Erwartungen auf der Messe zusammenbringen, haben unsere Aussteller Verkaufserfolg. Erfolg, der für die Fortführung der Messe unabdingbar ist. Hier sind hellseherische Fähigkeiten gefragt – eine echte Herausforderung. Nur wenn unsere Veränderungsbereitschaft ständig aktiv ist, können wir dauerhaften Erfolg haben. Auf dem Erreichten ausruhen, das geht nicht. Das Schöne des Jobs: Mit so vielen außergewöhnlichen, spannenden Menschen aus allen Ecken dieser Welt zu tun zu haben. Das ist ein wirkliches Geschenk!

***
Die KÖLNER LISTE 2018 findet in diesem Frühjahr vom 20. bis 22. April statt.