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Denkt daran – Kunst ist ein Ausdruck von Menschlichkeit: Ein Rückblick auf die Discovery Art Fair Frankfurt 2022

Blickt man auf die bisherige Geschichte der Discovery Art Fair zurück, so ist es unmöglich, den Aufstieg und Entwicklungsprozess der Messe zu übersehen. Von einer unprätentiösen, bescheidenen Kunstmesse wandelte sie sich zu einer der beliebtesten und meistbesuchten Kunstmarkt-Veranstaltung Deutschlands und verbesserte dabei nicht nur stetig ihr Konzept, sondern verfeinerte auch die Auswahl der Aussteller:innen und damit auch der präsentierten Kunst. Mit dem Aufstieg der Kunstmesse, der Etablierung ihres zukunftsweisenden Format und der wachsenden Attraktivität für immer mehr Teilnehmer:innen und Besucher:innen entwickelte sich die Messe an ihren beiden Standorten – Frankfurt und Köln – zu einem absoluten Pflichttermin.

Das große Ausstellerinteresse deutete sich schon bei der Kölner Frühjahrsmesse an. Und im November zeigte dann die Discovery Art Fair Frankfurt 2022 ein beeindruckendes Programm, mit einer inspirierenden Sonderschau und einem überaus ansprechenden Kunstangebot. Verschiedene Medien, einzigartige Ausdrucksformen und eine Kuratierung, die der grundlegenden Ausrichtung treu blieb, haben gezeigt, dass die Messe gewachsen ist, ohne ihren Kerngedanken aufzugeben – nämlich, dass Kunst für alle da ist.

Anna Mars – Zaertlichket 2

Die Umarmung im Geiste

Beim Rundgang durch die Halle fiel als erstes ein Werk von Jenny Brockmann auf, das Besucher:innen eine Umarmung anbot. Bereits hier setzte der Grundtenor der gesamten Ausstellung ein, der auch weit über die Sonderschau hinausging. Die Aufforderung zum Eintauchen in die Kunst, zur Interaktion, zur emotionalen Betrachtung und zur Reflektion war im Rahmen der gesamten Messe allgegenwärtig und reichte von der Skulptur bis zum Video, von der Installation bis zur Zeichnung. Als ich mich auf die Schau einließ, wurde mir bewusst, dass die hier gezeigte Kunst genau das im Innersten berührt, was uns zu Menschen macht. Die Kunsterfahrung verwandelte sich in eine emotionale Achterbahnfahrt, die mich durch das gesamte Spektrum der Gefühle führte, von Einsamkeit und Schwermut bis hin zu kindlicher Neugier und Glück. Natürlich darf man davon ausgehen, dass Kunst genau das tut, aber solche kathartischen Momente sind auf einer Kunstmesse, wo jeder Stand seine eigene Sprache spricht, selten zu erleben.

Urs Bumke

Aufschwung für die Kunst nach der Krise

Die große Menge der fantastischen Werke auf der Messe hat mich begeistert und überwältigt. Normalerweise habe ich in Bezug auf Kunst einen recht kritischen Blick und bin ziemlich streng. Doch bei dieser Messe gab es mehr herausragende Kunst, als ich vorausgesehen hatte, und ich vermute, dass es eine Erklärung dafür gibt. Im Zuge der der Corona-Pandemie wurden uns die gravierenden Folgen der krisenbedingten Isolation aufgezeigt, aber die schwere Zeit hat auch kreative Ideen und Projekte aufblühen lassen. Zum Glück bietet die Kunst seit jeher einen der besten Wege, um Emotionen und Erlebnisse zu kanalisieren. Und der große Erfahrungsschatz beeinflusste daher auch unweigerlich die Menge der produzierten Kunst, vor allem aber ihre Qualität.

Ich konnte mich auf der DAF Frankfurt ganz bewusst mit einer großen Fülle an verschiedenen Bildinhalten und -themen auseinandersetzen, eines hatten sie aber gemeinsam: die Fokussierung auf den Menschen.

In den Zeichnungen von Karina Laru Nau findet sich eine sanfte Emotionalität, in den Fotografien von Katerina Belkina steckt eine besondere Tiefe, in der Textur der Gemälde von Serhiy Hai verbirgt sich etwas Verführerisches und den Arbeiten von Susanna Storch wohnt eine vertraute urbane Einsamkeit inne. In den Gemälden von Anton Petz oder Cveta Markova ist eine Nostalgie der Kindheit ebenso zu spüren wie eine kindliche Verspieltheit in den Objekten von Konrad Wallmeier. Die festlichen, taktilen Werke von Cheryl McIntosh und Negar Rashidi haben mich in Begeisterung und Freude versetzt, während die Gemälde von Juliane Hundertmark mich dazu brachten, die dunkelsten Ecken meiner selbst zu hinterfragen. Und während die Werke von Ramona Czygan mich mit ihrer Melancholie in ihren Bann zogen, fand ich in den Arbeiten des jungen Malers Thomas A. Hollbach und den von Liebe beseelten Assemblagen von Anna Mars Geborgenheit. Darüber hinaus gab es viele weitere Kunstwerke, die mich zum Nachdenken, Wahrnehmen und Empfinden anregten und mich daran erinnerten, was in mir und um mich herum wirklich von Bedeutung ist.

Susanna Storch – Fassade XXXVI-Medellin

Der Menschen und alle Aspekte des Lebens im Fokus

Zerbrechliche, intime Zeichnungen, großformatige, ergreifende Porträts, eindrucksvolle Darstellungen, das Zelebrieren persönlicher Geschichten oder eskapistische Visionen – sie alle dienen demselben Zweck, den Menschen zu ehren oder einen Ausweg aufzuzeigen. Sie versetzen den Betrachtenden in eine andere Realität voller Möglichkeiten, in der das Pathos nicht dem Leid weicht, sondern dem Mitgefühl. Wir sind eingeladen, wieder zu fühlen, wieder Verbindungen einzugehen, zu uns selbst und zueinander zurückzukehren, unsere Zusammengehörigkeit und unsere Vorstellungskraft zum Wohle der Allgemeinheit zu nutzen. Ohne ins Kitschige abzugleiten, verströmte das Kunsterlebnis auf der DAF ein durchweg positives Gefühl – ein Gefühl, nach dem wir uns alle in der Post-Covid-Ära zu sehnen scheinen.

Als sich die Messe ihrem Ende zuneigte, fühlte ich mich wieder mit meiner eigenen Menschlichkeit vereint. Begeistert von den Seherlebnissen und emotionalen Erfahrungen und voller Vorfreude auf die nächste Ausgabe der Discovery Art Fair, war es mein Ziel und Wunsch, meine Erfahrung aufzuschreiben, in der Hoffnung auch andere zu einer Reise in die Welt der Kunst einzuladen.

Katerina Belkina : Karina Laru Nau

Konrad Wallmeier : Anton Petz

Thomas A Hollbach

Cheryl McIntosh : Negar Rashidi

Serhiy Hai

Serge Diema

Ramona Czygan – Black Birds

Malgosia Jankowska

Juliane Hundertmark

Cveta Markova at Barbara von Stechow Gallery

Featured image: Ralf Kopp – Truth, detail with an intervention by a visitor.