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Einblicke in die Kölner Kunstszene – Angela Reitz spricht über ihre Galerie und die Kunst

An der auf zeitgenössische Kunst ausgerichteten KÖLNER LISTE nehmen 2017 auch einige der erfahrensten Kölner Kunstgaleristen und Kunsthändler teil. Einer dieser Aussteller ist die Galerie Reitz – allenfalls neu in der Stadt, aber bereits eine etablierte Institution in Europa.

Von Angela Reitz geleitet, wurde diese Kunstgalerie im Jahr 1984 in der Schweiz gegründet. Im Laufe der Zeit wurde Frau Reitz in Basel zu einer renommierten Galeristin und Kunstberaterin, mit einem ständig wachsenden, vielfältigen Portfolio zeitgenössischer Künstler. 2015 hat sie die mutige Entscheidung getroffen, in die Kölner Kunstszene umzusiedeln und das Rheinland als bedeutendes europäisches Kunstzentrum zu unterstützen.

In diesem Interview sprachen wir mit Frau Reitz über ihre erfolgreiche Karriere, den jüngsten Umzug und die lebendige Galerieszene von Köln und natürlich über ihre Pläne für die KÖLNER LISTE 2017.

Galerie Reitz und der Umzug nach Köln

Sie haben Ihre Galerie 1984 in Riehen, Basel, eröffnet. Was hat Sie dazu inspiriert, die Welt der Kunst auf diese Weise zu betreten? Wie würden Sie diese lange und erfolgreiche Erfahrung beschreiben?
Die Schweiz ist als Standort für eine Galerie mit dem Schwerpunkt Contemporary Art ideal. Galerien sind dort in das kulturelle Geschehen anders eingebunden als in Deutschland – werden wesentlich stärker als Anlaufpunkt wahrgenommen, um sich über aktuelle Strömungen zu orientieren. Gerade Sammler schätzen die wechselnden Ausstellungen sowie den persönlichen Umgang mit dem Galeristen und seine Beratung.

Im Jahr 2015 haben Sie Ihr Unternehmen nach Köln verlegt. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewegt?
Köln ist eine Stadt mit einer intensiven, vielfältigen Kunstszene, die sich kontinuierlich weiterentwickelt. Das neue Zentrum am Rheinauhafen – eine auffällige Architektur kombiniert mit einem interessanten Stadtentwicklungskonzept – gab den entscheidenden Impuls, in die Rheinmetropole umzuziehen. Die Location als Standort für eine Galerie hat sich in der Szene schnell etabliert.

Wie würden Sie die Baseler- und Kölner Kunstszene vergleichen? Welches sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Wie spiegelt sich dies in Ihrer Galeriearbeit?
Es gibt große Unterschiede zwischen den Standorten Basel und Köln: In der Schweiz wird Kunst in viel stärkerem Maß als Sammler – und Anlageobjekt verstanden. Viele meiner Kunden haben kontinuierlich neue Arbeiten erworben, sie aber direkt professionell eingelagert. In Deutschland werden Objekte in den Alltag integriert – sie hängen in Wohn- oder Büroräumen. Auf die Galeriearbeit hat diese Besonderheit keinen Einfluss, hier muss es immer einen attraktiven Überblick über die Bandbreite der vertretenen Künstler geben.

Über die heutige Kölner Kunstszene

Sprechen wir über die heutige zeitgenössische Kunst- und Galerieszene in Köln, wie würden Sie diese beschreiben? Welche Seiten mögen Sie an dieser westdeutschen Stadt besonders?
Köln bietet einen attraktiven Mix – sowohl in Bezug auf die angebotene Kunst als auch die einzelnen Galerien. Viele von ihnen sind seit Jahrzehnten in der Stadt vertreten, dazu kommen immer wieder neue mit zum Teil ungewöhnlichen Konzeptionen. Oder Künstlerateliers, die Raum für attraktive Ausstellungen bieten. Das bedeutet zugleich, dass immer wieder Newcomer unter den Künstlern entdeckt werden können, aktuelle Trends und Strömungen in Köln sehr schnell erkennbar werden.

Welche Orte in Köln würden Sie einem zeitgenössischen Kunstliebhaber empfehlen?
Köln hat beispielsweise mit dem Museum Ludwig eine der besten Adressen für zeitgenössische Kunst. Die Galerieszene beobachte ich natürlich, nehme neue Ausstellungslocations mit großem Interesse wahr – ein umfangreiches Angebot macht den Standort immer noch attraktiver.

Sie sind eifrige Teilnehmerin an einer Vielzahl großer deutscher Kunstmessen. Wie wichtig sind diese Messen heute für eine zeitgenössische Kunstgalerie?
Messen sind in den vergangenen Jahren für mich als Galeristin immer wichtiger geworden. Ich beobachte schon seit längerem eine Veränderung im Kaufverhalten von Kunstinteressierten oder Sammlern: Sie nutzen Messen verstärkt, um sich einen gebündelten Überblick zu verschaffen – Entscheidungen werden dann direkt auf dem Messestand getroffen. Ebenso wichtig ist eine aktuelle Homepage, die die neuesten Arbeiten der vertretenen Künstler zeigt. Mit der Galerie schaffe ich für sie die Möglichkeit einer kontinuierlichen Präsentation.

Galerie Reitz in der Welt der Gegenwartskunst

Zurück zur Galerie Reitz, wie würden Sie die Kunst und die Künstler, die Sie auswählen, beschreiben? Welche Kriterien legen Sie bei der Auswahl ihrer Künstler zugrunde?
In meinem Pool finden sich Künstler, die durch eigene Techniken, einen ungewöhnlichen Materialeinsatz sowie eine hohe Wiedererkennbarkeit überzeugen. Sie sind international etabliert, viele in namhaften Sammlungen vertreten. Parallel suche ich immer auch nach neuen Stilen, die zu meiner Galerie passen.

Wie sehen Sie die heutige zeitgenössische Kunstszene in Deutschland?
Zeitgenössische Kunst ist momentan so vielfältig wie vielleicht noch nie. Von klassischem Arbeiten mit Öl auf Leinwand bis zum Einsatz digitaler Techniken. Vieles davon ist sicherlich nur ein kurzfristiger Trend, anderes wird sich dauerhafter niederschlagen und die weitere Entwicklung maßgeblich beeinflussen. Dazu gehört beispielsweise der Einsatz von Fotomaterial, das von Künstlern sehr unterschiedlich in den Schaffensprozess eingebunden wird.

Vorausschauend auf die KÖLNER LISTE Ende April, welches Programm werden Sie für diesen Anlass vorbereiten?
Ich bin sehr gespannt auf diese Messe, zumal sie nach dem Umzug der Art Fair nach Düsseldorf die Chance hat, mit einem professionellen, durchdachten Konzept zu überzeugen. Ich werde mit Bildern und Skulpturen vertreten sein – zeige Arbeiten von Künstlern wie:

– Claude Roegiers – übermalte Fotografie
– Renata Tumarova – sie zählt momentan zu den gefragtesten Künstlerinnen auf allen Messen
– Eva Ohlow – eine vielseitige Künstlerin, die Bilder und Objekte aus Kautschuk, Stahlblech, Eisen, Alu, Plexiglas entwickelt
– Ralf Bohnenkamp – Mischtechnik auf Leinwand
– Jupp Linssen – vielschichtige Arbeiten aus Materialien wie Zinkblech, Holz oder oxydiertes Eisen auf Leinwand
– Zeljko Rusic – Skulpturen aus Holz oder Aluminium.