Auf globaler Ebene zeigte sich der Kunstmarkt im ersten Halbjahr 2017 nach zwei Jahren des Abschwungs wieder in besserer Verfassung: Der weltweite Auktionsumsatz stieg um 5,3 % verglichen mit dem ersten Halbjahr 2016. Dieser Aufschwung ist hauptsächlich der Stärke des amerikanischen Markts, mit 28 % mehr Umsatz, zu verdanken.
Einige Schlüsselzahlen aus dem neuesten Bericht:
- Der weltweite Auktionsumsatz lag im 1. HJ 2017 bei 6,9 Mrd. $
- Die Preise für zeitgenössische Kunst stiegen um 9,6 %
- Mit 2,2 Mrd. $ Umsatz überholten die USA China (2 Mrd. $)
- Das Vereinigte Königreich und Frankreich trugen mit jeweils 13 % und 7 % zum Aufschwung bei
- Zeitgenössische Kunst macht 15 % des Gesamtumsatzes aus, vs. 3% im Jahre 2000
- Ein Kunstwerk von Jean-Michel Basquiat (1960) erzielte 110,5 Mio. $
- Der Anteil unverkaufter Werke hat sich um 2 % gegenüber 2016 verbessert
Laut Thierry Ehrmann, Gründer und Geschäftsführer von Artprice, funktioniert der Kunstmarkt seit dem Jahr 2000 auf bemerkenswert reife Weise: Er hat die NASDAQ-Krise, die Attentate des 11. September, die zweite Intervention in den Irak und natürlich die unvorstellbare Wirtschaftskrise, die 2007 Ihren Anfang nahm, überstanden. Auch hat er zunehmenden geopolitischen Spannungen und dem Auftreten eines Negativzinses getrotzt. Während der letzten 17 Jahre hat der Kunstmarkt bewiesen, dass er sich den Bedingungen anpassen und so einen Zusammenbruch, wie man ihn aus dem Finanzsektor kennt, vermeiden kann. So hat er eine wichtige Rolle als alternative Kapitalanlage gespielt, ohne sich zu einer Spekulationsblase aufzublähen.
China und die USA, Kopf an Kopf
Im Soft-Power-Duell zwischen der Volksrepublik China und den USA ging es noch nie so knapp zu: Beide Länder weisen fast das gleiche Transaktionsvolumen und den gleichen Umsatz auf.
In den USA wurden in den sechs Monaten 38.000 Fine Art Lose für insgesamt 2,2 Mrd. $ verkauft. In China waren es 37.900 Lose für insgesamt 2 Mrd. $. In jedem Jahr seit dem Boom des chinesischen Kunstmarktes (ca. 2008 – 2. HJ 2013), war eine der beiden Supermächte der anderen deutlich überlegen. Im ersten Halbjahr 2017 ist der Unterschied allerdings nur minimal.
Diese nie dagewesene neue Gleichheit entspringt allerdings zwei diametral entgegengesetzten Entwicklungen auf beiden Seiten des Pazifiks. Während der Auktionsumsatz in den USA um 28 % gestiegen ist, musste China eine Korrektur um 12 % erleiden, wie unser chinesischer Partner Art Market Monitor of Artron (AMMA) bestätigte.
Es dürfte interessant werden, die Rivalität zwischen den beiden Supermächten im 2. Halbjahr zu verfolgen, da China in der Regel in der zweiten Jahreshälfte mehr Umsatz generiert (und dies seit 8 Jahren), wohingegen der westliche Markt in der zweiten Jahreshälfte normalerweise etwas abflaut.
Eine neue Ära des Wohlstands im Westen
Die Verkäufe von zeitgenössischer Kunst und Nachkriegskunst scheinen den unumgänglichen Abschwung des westlichen Marktes, der 2015 begann, abgefangen zu haben. Dieser Abschwung war hauptsächlich dem Umstand geschuldet, dass die Auktionshäuser immer weniger Top-Lose aus der Moderne und aus noch früheren Perioden zusammentragen konnten.
Zum Glück kündigt die Aktivität der letzten Monate eine neue Ära des Wohlstands an. Das wohl deutlichste Signal hierfür ist der Verkauf von Jean-Michel Basquiat’s Untitled (1982) für 110,5 Mio. $. Der Erlös für dieses zeitgenössische Werk zeugt von einem tiefgreifenden Umdenken auf dem Markt: Sammler sind nun absolut dazu bereit, die gleichen Beträge für zeitgenössische wie für Meisterwerke früherer Perioden auszugeben.
Diese neue Dynamik ist das Ergebnis einer allmählichen Transformation des Kunstmarktes. Seit 2000 zeigen die Sammler ein wachsendes Interesse an Kunstwerken, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und im frühen 21. Jahrhundert entstanden sind. So kommt es, dass Nachkriegskunst und zeitgenössische Kunst vor 17 Jahren nur 8 % und 3 % des Gesamtumsatzes ausmachten, und inzwsichen aber 21 % und 15 % darstellen.
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