Woran denken wir, wenn wir an eine Skulptur denken?
An eine gleißend helle, perfekte Marmorarbeit oder ein strenges Bronzeporträt?
Wie oft denken wir an Holz als bescheidenes, uraltes und vielfach traditionelles Material?
Als scheinbar vergängliches Material wurde Holz im Laufe der Zeit durch Metall und Stein ersetzt. Insbesondere in Deutschland gibt es jedoch eine Reihe von Künstlerinnen und Künstlern, die es am Leben erhalten.
Seit dem Mittelalter, als Holz im Auftrag der katholischen Kirche vor allem als Ausgangsmaterial für Votivskulpturen und Kreuze diente, werden Bäume als Material eingesetzt, das von Dauer und dabei leicht zu schnitzen und zu formen, zu färben und zu beschaffen ist. In einem waldreichen Land war es nur folgerichtig, durch die Wahl des Holzes den Charakter der lokalen Skulpturherstellung zu prägen.
Bildhauerei in Holz – Jahrhunderte lang
Denken wir an kunstvoll ausgereifte gotische Altäre, die Skulpturen von Madonna und Kind, an Volkskunst und die Experimente der frühen Moderne. Obwohl Holz als Material nie eine glanzvolle Wahl war, war es doch immer präsent – als zuverlässige, dauerhafte, gute Option für alle Kreativen, die ihre Umgebung und, bewusst oder unbewusst, die Tradition wertschätzen.
Auch heute sind Holzskulpturen in Deutschland mehr als lebendig, haben sich doch viele berühmte Künstler dafür entschieden, Stämmen eine Form zu geben. Wir reden hierbei nicht nur von Koryphäen wie Georg Baselitz oder Stephan Balkenhol, sondern von einer ganzen Künstlergeneration, die sich in ihren Ateliers der Arbeit mit Holz widmet.
Die Holzskulptur ist seit den Anfängen der Messe auf der Discovery Art Fair präsent. Die 7. Ausgabe der Frankfurter Veranstaltung rückt sie nun in den Mittelpunkt. Das Messegelände wird geradezu von Holzskulpturen beherrscht, angefangen von Achim Rippergers monumentalem Werk außerhalb der Halle.
Eindrucksvoll ist die Anzahl der aus Linde, Ahorn, Zeder, Pappel, Kiefer und anderen natürlichen Materialien des Waldes geschnitzten Werke. Wir helfen Ihnen dabei, sich einen Eindruck davon zu verschaffen, auf welche Weise und in welchem Ausmaß sich zeitgenössische Künstler mit künstlerischen Holzarbeiten beschäftigen.
Kunstwerke aus Holz auf der DAF Frankfurt
Vor dem Eingang der Halle werden die Besucher von der monumentalen Skulptur „Uns blüht die Freiheit“ von Achim Ripperger begrüßt, die an das 75-jährige Bestehen des ersten deutschen Grundgesetzes erinnert. Auf der Messe ist Rippergers Werk mit mehreren kleineren Arbeiten am Stand der LIMES Art Collection vertreten.
Dieses imposante Werk bildet den Rahmen für das, was in der Halle gezeigt wird.
Unmittelbar am Halleneingang wird der Besucher von einer unnahbaren Gesellschaft von Figuren begrüßt. Diese wurde von Jozek Nowak (ARP Galerie) geschnitzt und erinnert an eine moderne soziale Situation – gemeinsam allein. Die Skulpturen sind roh in der Ausführung, sie sind greifbar und doch distanziert. Sie strahlen ein eher beunruhigendes Gefühl aus, so als wären sie in der Zeit gefangen und würden uns fragen, wo wir in uns in unseren sozialen Umgebungen befinden.
Auf dem Skulpturen-Korridor durch die Messe stößt man auf Objekte und Arbeiten aus Bronze und Papier. In der linken Ecke der Halle, bei den Werken des renommierten Künstlers Stephan Balkenhol, erwarten uns dann weitere Holzarbeiten. Sein Werk ist mit mehreren Bronzestücken und einem malereiähnlichen Objekt aus Holz vertreten, die seine metaphysische, einfache und doch beredte Bildsprache zeigen.
Auf dem Rückweg treffen wir auf die unberechenbaren Kreationen von Ralf Klement, die alltägliche Gegenstände in einer merkwürdigen Weise und Proportion zeigen. Sie werden begleitet von Frank Leskes menschlichen Studien aus geschwärztem Holz.
Wie zu erwarten steht die menschliche Figur im Mittelpunkt, und viele Bildhauer präsentieren hierbei ihre ganz eigenen Darstellungen. Ob groß-ätherisch oder stämmig-charaktervoll: Jede der menschlichen Skulpturen deutet eine größere Geschichte an.
Experimente mit Form und Konzept in der Holzkunst
In Abkehr von der menschenzentrierten Kunst und begleitet von verspielten Miniaturen ergänzt Silvio Ukats Serie von Tierskulpturen aus Holz die Ausstellung. Seine Herangehensweise an Holz und Farbe ist eine einzigartige Position in Holzbearbeitung und -ausdruck, wobei das Thema wichtiger ist als das Material selbst. Obwohl es das Wesen von Ukats Werken ausmacht, ist das Holz fast nicht zu erkennen.
Auf dem Weg zum anderen Ende der Messefläche, treffen wir auf eine Gruppe frommer Figuren von Eric Perathoner. Ihre reduzierte Form, ihre leeren Blicke erinnern an eine moderne Spiritualität, wobei die harmonischen Proportionen und ihre schöne Ausführung sie zu schönen Sammlerstücken machen.
Am anderen Ende der Halle, angrenzend an den Balkenhol-Bereich, steht eine weitere Holzskulptur von Hubert Mussner, vertreten durch Galaria Cater, eine regelmäßige und ausschließlich Holzskulpturen ausstellende Teilnehmerin der Discovery Art Fair. Die Skulptur zeigt – in übernatürlicher Größe beim Yoga-Kopfstand – einen Mann, der uns daran erinnert, das Gleichgewicht zu halten, und gleichzeitig die Vergänglichkeit und Unbeständigkeit der menschlichen Form anmahnt.
CP Arts schließlich stellt zwei antike Madonnen aus, aus Holz geschnitzt, bemalt und konserviert, die von der jahrhundertealten Tradition dieser Kunst zeugen.
Es wäre ein schwieriges Unterfangen, jede einzelne Holzskulptur der DAF-Ausgabe Frankfurt 2024 herauszuheben – denn es sind tatsächlich viele. Wer also sowohl die Tradition des Kunsthandwerks als auch frischen künstlerischen Ausdruck mag, sollte unbedingt die Discovery Art Fair besuchen. Bekommen Sie ein neues Gefühl dafür, wo die deutsche Holzskulptur heute und in naher Zukunft steht.