
Jenseits der reinen Farbigkeit entfaltet Harry Bauer in seiner Malerei einen Dialog zwischen Material, Geste und Emotion. Sein Werk fußt auf den Lehren des Informel und der gestischen Abstraktion, inspiriert von wegweisenden Künstlern wie Jean Dubuffet und Antoni Tàpies. Seine künstlerische Praxis ist jedoch unverwechselbar eigenständig. Sie besitzt eine rohe, haptische Energie, die uns einlädt, über das bloße Sehen hinauszugehen – und zu fühlen.
Bauers Gemälde sind stark materialbasiert. Er arbeitet mit Wellpappe, Rost, Bitumen und Packpapier – ergänzt durch Pigment, Acryl und Kohle. Die intensive Textur ist ein wesentlicher Bestandteil seiner Bildsprache. Durch das Schichten, Kratzen und Montieren entstehen Oberflächen von großer Dichte und spürbarer Energie. Jede Leinwand wird zum Schauplatz, auf dem Emotion und Struktur aufeinandertreffen, wo sich Improvisation und kompositorische Klarheit begegnen.
Als poetische Erweiterung seiner Praxis verfasst Bauer zu seinen Werken kurze Geschichten, die Besucher:innen über QR-Codes neben den Arbeiten abrufen können. Diese Besonderheit hinterließ bereits auf der ARTMUC in München einen starken Eindruck und verleiht seiner Malerei eine zusätzliche literarische Dimension.

Harry Bauer – 0004 Serie Q, o.T., 50h x 50b cm, Acryl auf Leinwand, Papier, Karton, 2024
Vom Experiment zur Handschrift
Seit über drei Jahrzehnten überschreitet Bauer mit seiner Kunst traditionelle Grenzen.
Er begann mit Monotypien, Linolschnitten und Aquarellen, wandte sich jedoch schnell Experimenten mit Reliefs, Materialbildern und Installationen zu. Konstant blieb sein Drang zu hinterfragen, starre Formen aufzulösen und sie in der Abstraktion neu zusammenzusetzen.
Oft verzichtet Bauer auf Titel für seine Werke, um die individuelle Interpretation nicht zu beeinflussen. So bleibt Raum für die Fantasie der Betrachter:innen offen und wird zu einer persönlichen Erfahrung. Diese demütige Haltung ist zentral für seine Philosophie: Malerei soll keine Bedeutung diktieren, sondern Neugier wecken.

Harry Bauer – 0001 Serie Q, o.T., 50h x 50b cm, Acryl auf Leinwand, Papier, Karton, 2024
Verdichtung und Klarheit
In seiner Bildsprache hat sich Bauer von der impulsiven Energie großformatiger, materialintensiver Arbeiten hin zu einer ruhigeren, verdichteten Ausdrucksform verändert. Mit der Zeit lassen sich zunehmend Formen erkennen, die seinen Kompositionen eine neue Struktur und innere Ruhe verleihen.
Im Kern seiner Arbeit bleibt die Spannung zwischen Spontaneität und Struktur, die sich jedoch zu Kompositionen von bestechender Klarheit verfeinert hat.
Bauer selbst beschreibt seinen Schaffensprozess im Atelier als einen „kreativen Flow bis zur Erschöpfung“, als einen fortwährenden Kampf zwischen Widerspruch und Harmonie, Aggression und Gelassenheit. Seine Werke sind ein Gegenentwurf zur digitalen Flüchtigkeit: analog, haptisch und kraftvoll physisch.
Vor seinen Leinwänden zu stehen heißt, einer offenen Welt zu begegnen – Oberflächen voller Geschichten, Widersprüche und Entdeckungen.

Harry Bauer – 0003 Serie Q, o.T., 50h x 50b cm, Acryl auf Leinwand, Filz, Draht, 2025
Harry Bauer auf der Discovery Art Fair Frankfurt 2025
Im November präsentiert Harry Bauer eine neue Auswahl seiner Werke auf der Discovery Art Fair Frankfurt und lädt Besucher:innen dazu ein, die Intensität und materielle Tiefe seiner jüngsten Serien hautnah zu erleben.
Von den aktuellen Arbeiten der Reihe „New Entry“ bis zu Werken aus der Serie Q zeigen die ausgestellten Arbeiten Bauers kontinuierliche Auseinandersetzung mit Textur, Raum und Form.
Vom 6. bis 9. November 2025 kann man auf der Discovery Art Fair Frankfurt in der Koje von Harry Bauer die ganze Kraft seiner Malerei in ihrer eindrucksvollen und unmittelbarsten Form entdecken.