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Discovery Art Fair stellt neue Kuratorin vor – Barbara Fragogna im Interview

Seit Januar 2020 verstärkt Barbara Fragogna als neues Mitglied des Kuratoren-Teams die Discovery Art Fair.

Die in Venedig geborene Italienerin ist seit mehr als 20 Jahren in der internationalen Kunstwelt zuhause. Von 2008 bis 2012 verantwortete sie die künstlerische Leitung des Berliner Kunsthauses Tacheles, gründete 2013 den Kunstverlag Edizioni Inaudite und leitet seit 2015 die Fusion Art Gallery / INAUDITA in Turin. Der Schwerpunkt ihrer kuratorischen Tätigkeit liegt auf der Präsentation aufstrebender zeitgenössischer Kunst sowie der Stärkung des internationalen Kunst- und Kulturaustauschs. Hierfür kooperierte sie im Rahmen zahlreicher internationaler Ausstellungsprojekte mit Institutionen, Galerien und Künstlern weltweit.

Wir trafen die neue Messekuratorin im Anschluss an das diesjährige Strategie-Meeting der Discovery Art Fair zum kurzen Interview, in dem sie verrät, was für ihre Arbeit als Kuratorin am wichtigsten ist und welche Tipps sie für junge Künstler und unerfahrene Kunstkäufer bereithält.

Der Fokus der Discovery Art Fair liegt auf Neuentdeckungen, auf frischer und junger Kunst. Was zeichnet Deiner Meinung nach die aufstrebende Kunstszene heute aus?

Jedes Jahr verlassen hunderte, wenn nicht tausende, junge Künstler die Kunsthochschulen der Welt. Das ist eine Bereicherung und ein Problem zugleich. Einerseits fördert ein gesunder weltweiter Wettbewerb die Professionalität, Qualität und Stärke der individuellen Arbeiten. Andererseits haben wir fast zu viele talentierte und engagierte Künstler, die aber immer weniger Chancen haben, Anerkennung zu finden. Denn auf globaler Ebene wird die Arbeit des Künstlers immer noch nicht als ordentlicher, geregelter Beruf angesehen.

Als Folge dieses scheinbaren Widerspruchs sehe ich dennoch eine positive Entwicklung der sogenannten „Kunstwelt“ zu einem proaktiven Universum voller potenzieller Möglichkeiten, da diese jüngere Generation von Künstlern vor allem flexibel, vielfältig und hoch motiviert ist.

Hast Du einen speziellen Rat an die junge Künstlergeneration?

Reist viel, schaut euch um, seid mutig, versucht ganz genau zu verstehen, wer ihr seid und was ihr sein wollt, seid ehrlich, lernt noch andere Bereiche als nur die Kunst kennen, interessiert euch für Wissenschaft, Ökologie, Wirtschaft und Politik. Vergesst nicht, dass ihr mehr seid als nur Dekorateure.

Was siehst du denn als die größte Herausforderung in deiner Arbeit als Kuratorin?

Die größte Herausforderung für eine Kuratorin besteht für mich darin, aus dem elitären Kunstbetrieb auszubrechen, um ein breiteres Publikum zu erreichen und anzusprechen. Dies sollte Künstlern, die ja schließlich die zentrale Rolle in der Kunstwelt spielen, die Chance auf ein würdevolles Leben und Arbeiten geben.

Die Öffentlichkeit zu sensibilisieren ist meine Hauptaufgabe. Ich bin eine praktische Person und ich glaube mehr an Taten als an Worte. Über die Jahre habe ich Orte, Projekte und Verbindungen aufgebaut, an denen dieser Ansatz in die Praxis umgesetzt wurde. Zurzeit leite ich das INAUDITA Projekt in Turin. Es besteht aus einer Galerie (Fusion/Inaudita), einem Artist-in Residence-Programm und einem Verlag (Edizione Inaudite).

Inwieweit beeinflusst die Tatsache, dass Du selbst auch Künstlerin bist, Deine kuratorische Tätigkeit?

Meine Arbeit als Kuratorin ist eine direkte Folge meiner künstlerischen Praxis. Als Künstlerin ist es mein Anliegen und mein Naturell, einen direkten Dialog zwischen Publikum und Künstler herzustellen.

Um diesen Standpunkt klar aufzuzeigen, formulierte ich gemeinsam mit Elisa Ganivet (Doktor der Philosophie, Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin) das Manifest „Zero Filters“, welches in aller Ausführlichkeit meine Haltung zu diesem Thema erläutert. Darin heißt es: „Das fein justierte Gesamtbild einer Ausstellung muss von allen Fesseln und Beschränkungen befreit werden. Zu sehen und zu verstehen, was ist, ohne jeglichen Schnickschnack, das ist für uns, als Vermittler und Förderer von Kunst, unsere Bestimmung. Mit einer beständig wachsenden Hingabe geht es uns ausschließlich um das Werk der Künstlerin oder des Künstlers und um seine öffentliche Wahrnehmung. Unser Ziel muss es sein, eine Weiterentwicklung des künstlerischen Talents zu fördern, in dem wir diese vor allen äußeren Faktoren schützen.“

Wie würdest Du folgenden Satz beenden: Kuratoren sollten in der Lage sein,…

…den perfekten Filter zwischen Publikum und Künstler zu bilden. Der Kurator oder die Kuratorin muss kein Superstar sein, sondern eher ein leidenschaftlicher und effizienter Vermittler.

Welche Hoffnungen und Wünsche hast Du für die Zukunft des Kunstmarktes?

Ich hoffe und wünsche mir, dass immer mehr Menschen den Zugang zu Kunstwerken finden. Kunst entdecken und erwerben, die ihrer eigenen Gedankenwelt und ihrem Geschmack entspricht.

Ich wünschte mir, dass jeder versteht, dass Kunst zu sammeln nicht das Privileg einiger weniger ist, sondern viel mehr die Verwirklichung eines naturgegebenen, persönlichen Bedürfnisses.

Hast Du abschließend noch einen Tipp für diejenigen, die zum ersten Mal in ihrem Leben ein Kunstwerk kaufen möchten?

Hab keine Angst vor dem Urteil Anderer. Der Wunsch, ein Kunstwerk zu besitzen, ist wie Liebe auf den ersten Blick. Du weißt es sofort und dieses Gefühl ist echt. Vertrau ihm.