Die Discovery Art Fair mit ihren beiden Kunstmessen in Frankfurt und Köln hat kürzlich eine neue Medienpartnerschaft mit dem Art Market Magazine und dem Lens Magazine gestartet. Beide Magazine werden neben der Berichterstattung über die Kunstmessen auch exklusive Interviews mit ausgewählten ausstellenden Künstlern und Fotografen veröffentlichen.
Es ist uns eine große Freude, an dieser Stelle ein exklusives Interview mit Dafna Navarro, der Gründerin und Chefredakteurin dieser renommirten Magazine, zu veröffentlichen.
Dafna Navarro Hintergründe:
Dafna Navarro ist CEO und Gründerin der Art Market – Global Media Company.
Gegründet im Jahr 2013, ist Art Market der Herausgeber von zwei namhaften internationalen Kunst- und Fotografie-Magazinen: Lens Magazine für Kunstfotografie und Art Market Magazine für zeitgenössische Kunst. Beide werden von Navarro herausgegeben und redaktionell geleitet. Neben ihren vielen Erfolgen ist Navarro auch als Kuratorin und Expertin für Kunstwerke und Sammlungen tätig. Darüber hinaus ist sie Jurymitglied bei internationalen Wettbewerben für zeitgenössische Kunst und Fotografie.
Navarro ist Chefredakteurin und die wichtigste kreative Antriebskraft hinter dem Aufstieg und Erfolg ihrer Magazine. Neben Interviews mit den einflussreichsten Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst und Fotografie berichten die Magazine über internationale Ausstellungen und Kunstmessen sowie über die neuesten Nachrichten aus der Welt der bildenden und zeitgenössischen Kunst.
Beide Magazine werden weltweit sowohl in Print als auch als digitale Medien vertrieben. Sie erreichen mehr als 50.000 Leser weltweit, unter anderem durch die Buchläden von Barnes & Noble‘s in den USA und Kanada, die Steimatzky Bookstores in Israel und durch zahlreiche Auftritte auf internationalen Kunstmessen. Exemplare jedes veröffentlichten Magazins werden in die Archive von Universitäten und akademischen Bibliotheken als Lernmaterial für Dozierende und Studierende aufgenommen.
Darüber hinaus ist Navarro auch Gründerin, Chefkuratorin und Sachverständige der Online-Galerie Israeli Art Market, welche eine umfangreiche Sammlung an zeitgenössischer Kunstfotografie aus Israel und der ganzen Welt präsentiert.
Interview mit Dafna Navarro – Von Jasmine Sukary
Jasmine Sukary: Hallo Dafna, es ist eine große Freude Sie hier zu begrüßen! Sie haben eine wirklich beeindruckende Laufbahn in den Bereichen Kunst und Fotografie vorzuweisen. Lassen Sie uns zunächst zurück zu den Anfängen gehen. Könnten Sie uns bitte etwas über den Gründungsprozess des Art Market Magazine und des Lens Magazine erzählen. Was war die Motivation hinter deren Gründung?
Dafna Navarro: Ich habe die Magazine 2014 gegründet. Ursprünglich wollte ich mit den Zeitschriften den Verkauf und die Bekanntheit von Kunstwerken steigern, die auf Israeli Art Market, der von mir 2013 gegründeten Galerie, ausgestellt wurden. Aber sehr schnell entwickelten beide Magazine ihren eigenen Stil und wurden zu international bekannten Publikationen. Die Artikel wurden durch die Hilfe und harte Arbeit exzellenter, professioneller Journalisten, die an verschiedenen Orten weltweit tätig sind, wesentlich weiterentwickelt. Diese großartigen Journalistinnen und Journalisten schlossen sich meiner Vision an, zeitgenössische Kunst, einem größeren Publikum, auf eine individuellere und vertrauenswürdige Weise zugänglich zu machen. Zu dieser Zeit konzentrierten sich andere Kunstmagazine hauptsächlich auf die Verkaufsstatistiken des Kunstmarktes und nicht auf die Kunstwerke selbst.
Durch die Entwicklung entstand eine eingeschworene und engagierte Community, die unsere harte Arbeit und unseren innovativen Stil zu schätzen weiß. Wir haben auch begonnen, Interviews mit einigen der einflussreichsten Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst und Fotografie zu führen und mein Hauptziel war es, die Reichweite der Magazine zu erweitern. Ich glaube, dass jede Entscheidung, etwas zu realisieren, mit der Entschlossenheit einhergehen sollte, es auf die bestmögliche Weise zu tun. Wenn wir uneingeschränkt und ehrlich in etwas investieren, müssen wir auf dem gesamten Weg die ehrbarste und entschlossenste Herangehensweise wählen. Es ist meine Verpflichtung, 100 Prozent meiner Fähigkeiten zu investieren. Es ging um den Aufbau von Marken, die in den Bereichen Kunst und Fotografie Anerkennung finden. Die Investition war in jedem Aspekt enorm – sowohl finanziell als auch emotional – da man viel von seinem persönlichen Leben opfern muss, um starke Marken aufzubauen. Ich bin sehr stolz auf beide Magazine und deren Entwicklung. Und ich bin den Menschen, die die Magazine mit ihrem Wohlwollen und ihrer positiven Energie unterstützt haben, sehr dankbar. Ich fühle mich meinen Marken gegenüber eher mütterlich; die Magazine sind dynamisch und entwickeln sich weiter. Sie haben ein Eigenleben, fast wie Kinder, die wachsen und sich mit ihrer eigenen Persönlichkeit entfalten.
J. S.: Wie würden Sie die jeweilige künstlerische Ausrichtung der beiden Magazine beschreiben?
D. N.: Das Art Market Magazine und das Lens Magazine sind einerseits ähnlich, andererseits aber auch sehr unterschiedlich. Das Art Market Magazine widmet sich der zeitgenössischen Kunst, einschließlich Berichten über Kunstmessen und Ausstellungen sowie Interviews mit Künstlern und anderen einflussreichen Persönlichkeiten aus der Kunstwelt. Im Gegensatz dazu widmet sich das Lens Magazine jeden Monat einem speziellen Thema, wobei es sich vornehmlich um Kunstfotografie handelt und manchmal auch um eher nachrichtenbezogene Inhalte wie die Fotografie aus Kriegsgebieten. Die Februar Ausgabe war zum Beispiel dem Thema ‘Schöne und zerstörte Landschaften‘ gewidmet. Es ist ein anderer Ansatz.
Für das Lens Magazine recherchiere ich, tauche tief in jedes Fotografie-Feld ein und suche nach den besten und angesehensten Fotografen auf ihrem Fachgebiet. Wir präsentieren Genres wie Dokumentar- und Straßenfotografie, Porträts, Mode, Werbung usw. Für jede Ausgabe bin ich auf der Suche nach dem allerbesten Aufnahmen, um ein tiefgreifenderes Verständnis für das Thema zu vermitteln.
Im Art Market Magazine ist alles dynamischer und flexibler. Es wurde mit dem Ziel konzipiert, die neuesten und innovativsten Arbeiten der Branche vorzustellen. So haben wir beispielsweise in ein und derselben Ausgabe ein Interview mit dem Leiter eines der bedeutendsten Auktionshäuser der Branche und eine Reportage über Kunstfotografie veröffentlicht.
Da jedes Magazin seine jeweils eigenen Journalisten hat, entsteht jede Ausgabe aus einer Kombination von verschiedenen Persönlichkeiten und Sichtweisen. Jeder Autor bringt seine eigenen Ideen und Erfahrungen in die letztendliche Ausgabe ein.
Ich könnte das Art Market Magazine als eher weiblich, mit einem eleganten Touch, beschreiben und das Lens Magazine als eher männlich, aufgrund der strengeren oder strikteren – tieferen Ebene des Inhalts.
Gleichzeitig ähneln sie sich in der Qualität des Designs und in ihrer Zielsetzung, die Liebe zur künstlerischen Schaffenskraft in Kunst und Fotografie zu ergründen und zu zeigen.
J. S.: Nach hunderten von veröffentlichten Ausgaben, was sind die stärksten Beweggründe für Sie, weiterhin in die Entwicklung Ihrer Marken zu investieren und sie stetig zu verbessern?
D. N.: In erster Linie muss es aus einem Gefühl der Wertschätzung und Liebe heraus passieren. Ich habe mein ganzes Leben lang Kunst, Fotografie und Design studiert und erkundet. Generell übt der Kunstbereich eine starke Anziehungskraft auf mich aus.
Im Laufe der Jahre habe ich mich in jeden Themenkomplex vertieft, einschließlich Kunstgeschichte, Kunstgutachten, Antiquitäten, Design mit all seinen Facetten, zeitgenössische Kunst und Fotografie. So ein faszinierendes Feld reizt mich natürlich, und ich bin wissbegierig und eine Perfektionistin, also kommt die Energie, die Magazine zu gestalten und weiterzuentwickeln, aus einer tiefen Liebe zum Thema. Aber wenn wir über die alltägliche Arbeitsenergie sprechen, auch an Tagen, an denen ich müde bin, vielleicht weniger konzentriert, wie jeder Mensch solche Tage hat, dann kommt meine Energie von meinen Töchtern. Sie geben mir unglaubliche Kraft, um weiterzumachen, sei es, dass sie mir sagen, dass sie stolz auf mich sind, dass sie Interesse an dem zeigen, was ich tue oder dass sie mir sagen, dass ich eine Inspiration für sie bin, wie meine ältere Tochter gerade gestern erwähnt hat. Sie sind beide sehr in die Entstehung der Magazine involviert, sie wissen, dass es ein zentraler Teil meines Lebens, meines täglichen Seins ist. Ich bespreche alles mit ihnen – ob es um den Vertrieb, die Interviews oder das Hauptthema jeder Ausgabe geht. Wir lernen alle dazu und teilen alle Entwicklungsschritte gemeinsam. Darüber hinaus kommt die Inspiration aus Büchern, Musik, Ausstellungen und den umfangreichen Informationen, die ich jeden Tag lese. Meine Motivation entsteht auch durch die Reaktionen der Künstler, wenn ihre Artikel oder Interviews veröffentlicht werden. Die Freude der Künstler, wenn sie benachrichtigt werden, dass ihr Kunstwerk gerade verkauft wurde, die positiven Kommentare und Wertschätzungen, die ich jeden Monat hinsichtlich der Publikationen erhalte. Deshalb sehe ich es wie den Aufbau einer Community; ich empfinde es als eine Gemeinschaft von Menschen, die sich an meinem Schaffen erfreuen und wir alle teilen unsere Liebe zu diesem Metier.
J. S.: Haben Sie das Gefühl, Ihre Ziele erreicht zu haben? Würden Sie sich selbst als erfolgreich bezeichnen?
D. N.: In den vergangenen Jahren habe ich bei verschiedenen Anlässen Menschen getroffen, die mir gegenüber bemerkten, dass ich in kurzer Zeit einen beachtlichen Erfolg erreicht habe. Sie fragten mich, wie es ist, ein erfolgreicher Mensch zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich weiß, wie ich diese Frage beantworten soll. Was ist „Erfolg“? Es ist ein unklarer Begriff. In welchem Aspekt? Ich weiß, dass ich gute Arbeit leiste, aber alles, was wir tun, kann in vielerlei Hinsicht verbessert werden und ich finde immer neue Ziele, während sich die Dinge weiterentwickeln, ob es nun vermeintliche Kleinigkeiten sind, wie die Druckqualität oder ob es sich um den Verkauf und Vertrieb handelt. Ich habe mein Ziel noch nicht erreicht, denn immer wenn man ein Vorhaben verwirklicht, ändert sich das Ziel wieder. Ich bin sehr zufrieden mit dem Stand, an dem beide Magazine sind, aber es gibt immer noch viel Raum, um zu wachsen.
Als wir zum Beispiel 2017 zum ersten Mal mit der vollständigen Verteilung an die Buchläden in den USA begannen und die enorme Liste der Buchläden in den USA sahen, war ich begeistert und verstand, wie groß die Aufmerksamkeit war. Zu diesem Zeitpunkt spürte ich den Erfolg. Hält das Gefühl an? Fünf Minuten lang, vielleicht zehn. Danach fängt man sofort an, sich über die Werbung und den Verkauf Gedanken zu machen. Ich glaube, das „Erfolgsgefühl“ kommt in Bruchteilen von Augenblicken, als Freude und Zufriedenheit – so wie im Leben – wo alles so vergänglich ist. Ich bin mir meiner Leistungen durchaus bewusst, aber ich fühle mich unwohl, mich als erfolgreiche Person zu betrachten. Ich hoffe, Spuren zu hinterlassen und zu einer Veränderung zum Guten in dieser Welt beizutragen. Dann würde es sich als Erfolg erweisen. Ich bin auf dem Weg dorthin; deshalb war es wichtig, den gesamten Inhalt der beiden Magazine in die Archive der Universitäten und wissenschaftlichen Bibliotheken weltweit zu überführen. Dass die Inhalte für zukünftige Generationen, in noch vielen Jahren für Forschungsarbeiten erhalten bleiben. Worte und Bilder sind das Wichtigste.
J. S.: Wie sehen Sie den Fortschritt und die Entwicklung des israelischen Kunstbetriebs in den letzten Jahren?
D. N.: Ich bin mir sehr darüber im Klaren, wie sehr sich Israel im Kunstbereich entwickelt hat, sowohl lokal als auch international. Ich denke, die auffälligste Entwicklung der letzten Jahre ist die der Anerkennung und des Verkaufs im Ausland. Künstler und Fotografen erhalten mehr Aufmerksamkeit im internationalen Kunstbetrieb. Der Markt hat sich geöffnet. Vor zehn Jahren sah ich das israelische Kunstgeschäft noch als ein sehr abgeschottetes Feld. Natürlich gab es Auktionen und Sammler aus dem Ausland. Aber es war noch nicht der Stand erreicht, in dem wir uns heute befinden, wo Künstler auf internationalen Kunstmessen ausstellen und von bekannten Galerien auf der ganzen Welt vertreten werden. 2013 eröffnete ich die Galerie Israeli Art Market; sie war die erste und einzige israelische Galerie, die eine große Bandbreite an Kunst auf dem internationalen Markt präsentierte. Als ich die Magazine gründete, begannen wir, israelischen Künstlern und Fotografen internationale Aufmerksamkeit zu geben. Ich bin mir meiner Bedeutung für die Veränderung des Kunstsektors in Israel bewusst. Der Kunstbereich wurde offener, mit weniger Grenzen, als das Interesse der Israelis an zeitgenössischer Kunst, Judaica und Kunstfotografie wuchs. Galerien haben eine bessere Möglichkeit, die Kunstwerke einfacher und schöner zu präsentieren; die Verkäufe an private Sammler durch Galerien und Auktionen wachsen. Der Bereich hat, ohne Zweifel, seine beste Position seit Jahren erreicht.
J. S.: In welche Richtung sehen Sie den Kunstbereich, in Bezug auf die Online-Entwicklung, gehen?
D. N.: In den letzten zehn Jahren können wir eine enorme Veränderung im Kunstbereich feststellen. Natürlich erleben wir in den letzten zwei Jahren einen massiven Anstieg der Online-Verkäufe, vor allem durch Auktionshäuser und private Galerien, aber das ist auch auf den Covid-Effekt zurückzuführen. All diese Informationen und Statistiken sind bei Artprice, Artnet etc. verfügbar. Aber die bedeutendste Veränderung liegt in der neuen Denkweise, der Wahrnehmung, in der sich die Investition in Kunst auf die Krypto-Kunst verlagert. Hierbei handelt es sich um einen aufstrebenden Markt, der sich um digitale Kunstwerke dreht, die über Blockchains als nicht-fungible Token (NFTs) gehandelt werden. Jedes Krypto-Kunstwerk ist einzigartig und wird durch einen NFT mit eigenem Wert repräsentiert. Die Verwendung von Bitcoin hat die Kunstwelt verändert, es wird sich immer weiter entwickeln und den traditionellen finanziellen Kunstmarkt herausfordern. Eine weitere Veränderung, die wir beachten sollten, ist die Virtual Reality (V.R.) Kunst, das gesamte Thema der Kunstfinanzierung entwickelt sich also nun in eine neue Richtung. Auf eine spannende Art und Weise, natürlich.
J. S.: Die Leser des Magazins kommen aus der ganzen Welt, einschließlich Europa, den USA, Kanada und den Ländern des Mittleren Ostens wie Iran, Syrien und Afghanistan. Sie veröffentlichen auch Interviews mit Künstlern und Fotografen, die in den Ländern des Mittleren Ostens leben, die kein Friedensabkommen mit Israel haben, wo Sie derzeitig ansässig sind. Ist es nicht eine Herausforderung, diese Interviews zu erstellen und persönliche Gespräche mit Künstlern und Fotografen aus verfeindeten Ländern, wie zum Beispiel dem Iran zu führen?
D. N.: Es macht mir große Freude, Interviews mit Künstlern und Fotografen aus Ländern wie dem Iran, Syrien, Libanon und anderen Ländern des Mittleren Ostens zu führen. Die meisten von ihnen nehmen Kontakt zu mir auf oder reichen ihre Arbeiten über unsere Websites ein. Wenn ihre Kunst spannend und technisch und visuell gut gemacht ist, möchte ich mehr über ihre Herkunft und ihre Herangehensweise an die Kunst erfahren und mehr von ihren Arbeiten sehen. Ich bin sehr stolz darauf, die Möglichkeit zu haben, sie dem internationalen Kunstsektor vorzustellen. Diese starke Aufmerksamkeit führt in der Regel zu guten Entwicklungen und öffnet ihnen Türen, wie z. B. die Vertretung durch eine hochwertige Galerie oder internationale Preise. Ich glaube nicht an Grenzen im Kunstbereich. Kunst sollte nicht durch Politik und Ländergrenzen begrenzt sein. Also ja, wenn es sich um einen begabten Künstler aus Teheran oder einen Fotografen aus Syrien handelt, werde ich einen Weg finden, ein Interview zu organisieren. Es wird immer ein in jeder Hinsicht interessantes Interview sein, zumal ich persönlich neugierig bin, ihre Meinung über die Kultur ihres Landes und den Umgang der Regierung mit ihr zu hören. Vergessen wir nicht, dass die islamische Kunst im Laufe der Geschichte eine sehr wichtige Rolle in der Kunst gespielt hat. Meine einzige Einschränkung betrifft die palästinensische Kunst. Hier sind mir die Hände gebunden. Und obwohl ich hin und wieder eine Anfrage von palästinensischen Künstlern erhalte, sie zu vertreten, um ihre Kunst zu verkaufen, bin ich nicht in der Lage ihnen zu helfen oder auch nur im Kontakt mit ihnen zu treten. Das wird sich hoffentlich in den nächsten Jahren ändern.
J. S.:Wie reagiert der israelische Leser auf die Interviews mit Persönlichkeiten aus den „Forbidden Connection“-Ländern?
D. N.: Ich war anfangs gespannt, wie die Reaktionen auf die Interviews ausfallen würden. Ich habe keine negativen politischen Kommentare gesehen. Im Gegenteil, viele Israelis mochten die entsprechenden Beiträge auf Facebook und anderen sozialen Medien und hatten positive Kommentare hinterlassen. Was gut ist! Ich verstand, dass die künstlerische Gemeinschaft und die Kunst- und Kulturliebhaber in Israel offener für eine Veränderung sind, als ich angenommen hatte. Ab diesem Moment fühlte ich mich wirklich frei, um Künstler und Fotografen aus aller Welt auszustellen. Es ist wunderschön!
J. S.: Seit 2014 haben Sie so viele beeindruckende Artikel und Interviews mit den einflussreichsten Persönlichkeiten veröffentlicht, sowohl in der zeitgenössischen Kunst als auch im Bereich der Fotografie. Können Sie einige der Interviews nennen, auf die Sie am meisten stolz sind?
D. N.: Es gibt zu viele, um nur ein paar davon auszuwählen, aber ich werde es versuchen.
Ich persönlich war sehr stolz darauf, für das Art Market Magazine ein exklusives Interview mit Liz Sterling, Leiterin der Abteilung für amerikanische Kunst bei Sotheby‘s, im Januar 2017 zu veröffentlichen. Ich habe es sehr genossen, ein Interview mit Jeff Koons zu führen; wir waren die erste aus Israel kommende Zeitschrift, die ein so umfangreiches Interview mit ihm geführt hat. Es war mir eine große Ehre, ein Interview mit Artnet-CEO Jacob Pabst über den internationalen Kunstmarkt zu veröffentlichen. Das ist nur eine kurze Liste, die mir einfällt, wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Im April 2021 durften wir ein exklusives Interview mit Jörgen Golz, dem Direktor einer der größten Kunstmessen in Deutschland, der Discovery Art Fair, führen.
Beim Lens Magazine hatten wir sehr viele wichtige Interviews mit den einflussreichsten Fotografen der Welt, wie zum Beispiel mit Martin Parr, der damals der CEO von Magnum Fotografie war. Lindsay Adler im Bereich Mode, Bob Gruen im Bereich Musikfotografie, und die Liste ließe sich seitenlang fortsetzen. Ein Interview war ein besonders tiefgründiges und herausforderndes und zwar mit dem legendären Fotografen Steve Schapiro über sein Lebenswerk als persönlicher Fotograf von Kennedy, Barbra Streisand, Martin Luther King und David Bowie. Ich beschloss, ihn selbst zu interviewen, in einem langen Gespräch von mehr als drei Stunden. Das war ein sehr bewegendes Gespräch.
J. S.: Erzählen Sie uns etwas über den Auswahlprozess der Artikel und Interviews. Nehmen die Künstler und Fotografen Kontakt zu Ihnen auf? Was sind die Kriterien für die Auswahl derer, die internationale Aufmerksamkeit erhalten?
D. N.: Jeden Monat kündigen wir die „Submission Open“ auf all unseren Social-Media-Kanälen und im Newsletter an, der über 30.000 Abonnenten erreicht. Die meisten der Künstler und Fotografen reichen ihre Arbeiten über unsere Websites ein. Wir erhalten also jeden Monat Hunderte von Einreichungen, und ich investiere viel Zeit, um jedes Kunstwerk, jede Biografie und jede Website eines jeden Künstlers und Fotografen zu sichten. Das ist definitiv keine leichte Aufgabe.
Einige repräsentative Galerien oder Manager von Künstlern und Fotografen kontaktieren uns direkt per E-Mail und bitten uns, eine Aufnahme in Betracht zu ziehen.
Die Kriterien für die Auswahl eines Künstlers sind vor allem und in erster Linie – die Qualität der Kunst. Selbst wenn der Künstler sehr jung ist, ohne einen beeindruckenden Lebenslauf mit Einzelausstellungen in renommierten Galerien oder Museen, aber seine Kunst ist einzigartig, technisch gut gemacht, faszinierend in seiner visuellen und inhaltlichen Gestaltung, und mit einer eigenen stilistischen Ausrichtung – wenn all diese Kriterien zusammenkommen – nur dann beginne ich damit, eine vollständige Hintergrundprüfung des Künstlers durchzuführen. Ich besuche die persönliche Website, soziale Medien und lese ihren gesamten Lebenslauf sowie bereits veröffentlichte Informationen über die Künstler. Es ist also eine umfassende Recherche. Die Künstler und Fotografen werden sehr sorgfältig ausgewählt, da der Platz in jeder Ausgabe begrenzt ist und die internationale Aufmerksamkeit enorm und beachtlich ist. Meine Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass jede Ausgabe voller qualitativ hochwertiger, einzigartiger und überraschender Inhalte ist.
J. S.: Von der enormen Reichweite, die die Magazine sowohl in digitaler als auch in gedruckter Form erhalten – welcher Kanal ist Ihrer Meinung nach der wichtigste?
D. N.: Natürlich sind digitale Plattformen unverzichtbar. Sie machen die Inhalte, die wir veröffentlichen, für ein breiteres Publikum zugänglich. Magzter, Pocketmags, Zinio und PressReader sind die führenden Verteiler im digitalen Bereich und sie erweitern unsere Reichweite auf ein Publikum in allen Ländern der Welt, daher sind sie notwendig, um die Leserschaft zu erhöhen.
Für die Special Print Edition – GOLD LIST – mit den besten Künstlern von heute, ist die Verbreitung über den Buchhandel von Bedeutung. Das Magazin erreicht ein breiteres Publikum, auch Menschen, die nicht den Kauf von Kunstmagazinen in Erwägung ziehen und denen das Magazin am Kiosk trotzdem ins Auge fällt. Die GOLD LIST wird auch auf Kunstmessen an VIP-Besucher verteilt, einschließlich der Direktoren von Galerien, Kuratoren, Sammlern und den einflussreichsten Persönlichkeiten im Bereich des Kunstmarktes. Wir stellen sicher, dass diese Aufmerksamkeit den Künstlern und Fotografen Türen öffnet. Viele, der in dieser Ausgabe vorgestellten Künstler haben bereits internationale Preise gewonnen, weil sie durch die starke Verbreitung in die richtigen Hände geraten sind. Darauf bin ich sehr stolz!
Aber wenn ich den Begriff „Zeit“ aus der Gleichung herausnehme und es aus einer persönlicheren Perspektive betrachte, dann ist die Aufnahme aller Magazininhalte in die Archive von Universitäten und wissenschaftlichen Bibliotheken weltweit, so wie wir es tun, die bedeutendste Präsenz, die ich allen vorgestellten Künstlern, Journalisten und den an jeder Ausgabe beteiligten Menschen geben kann. Die gesamte Arbeit ist nicht nur auf unsere Generation beschränkt, sie wird für die kommenden Jahre dokumentiert werden. Hoffentlich werden all diese Interviews, Meinungsäußerungen und die wundervollen Kunstwerke bedeutsam sein und in der Zukunft Spuren hinterlassen.
J. S.: Sind Sie selbst eine Sammlerin? Was ist Ihr liebster Kunststil?
D. N.: Ich habe eine kleine Sammlung an zeitgenössischer Kunst, hauptsächlich von israelischen Künstlern. Aber ich sehe mich nicht als Sammlerin im eigentlichen Sinne, da ich nicht ständig auf der Suche nach neuen Kunstwerken bin, die ich kaufen kann. Ich interessiere mich auch sehr für limitierte Auflagen und Erstausgaben von Büchern und ich besitze eine sehr einzigartige, sorgfältige Auswahl an Erstausgaben. Es gibt mehrere Bereiche, für die ich mich wirklich begeistere – Kunst, Erstausgaben von Büchern und antike Landkarten und Schmuck, natürlich. Ich kann mich nicht genau auf einen bevorzugten Kunststil festlegen; ich liebe viele künstlerische Strömungen, sei es die Arbeit der Meister, islamische Kunst, moderne Kunst und zeitgenössische. Ich fühle mich von so vielen Bereichen angezogen, dass ich mich nicht für einen bestimmten Stil oder Künstler entscheiden kann. Und jeden Tag wird die Bandbreite größer, da ich immer mehr Werke und Künstler entdecke.
J. S.: Haben Sie bei Ihrer umfangreichen, sehr intensiven Arbeit denn noch freie Zeit? Wie bewahren Sie sich Ihre Kreativität und Inspiration, wenn Sie so beschäftigt sind?
D. N.: Zweifellos muss ich mal Urlaub machen und zwar am besten einen Monat lang auf irgendeiner Insel. Aber in den letzten Jahren war ich so beschäftigt, dass ich – zugegeben – meistens nicht mehr als ein paar Tage Urlaub mache. Ich versuche, meine Reisen zu Kunstmessen, auf denen wir das Magazin vertreiben, als Urlaub zu nutzen – und ich nutze sie auch als Inspiration, da es für mich wichtig ist, neue Kunstwerke zu sehen und die Künstler zu treffen.
Eigentlich berührt diese Frage ein tieferes Problem, nämlich meinen Mangel an Energie und Zeit, um mehr Literatur zu lesen, etwas, das ich absolut liebe. Da ich meistens damit beschäftigt bin, neue Informationen über Galerien, Künstler und den Kunstbereich im Allgemeinen zu lesen, habe ich fast keine Energie mehr, um Literatur zu lesen, und das ist schade. Ich empfinde es als einen Verlust. In meinem nächsten einmonatigen Urlaub auf irgendeiner Insel werde ich den ganzen Tag mit Lesen verbringen [lacht].
J. S.: Was hält die Zukunft bereit? Wo möchten Sie die Magazine und sich selbst in zwei bis drei Jahren sehen?
D. N.: Zunächst einmal hoffe ich, dass sich die Welt von dieser herausfordernden Zeit mit Covid erholt. Dann haben wir noch viele Bereiche, in denen wir uns weiterentwickeln müssen, wie z. B. dem Vertrieb in Europa und in den islamischen Ländern.
Ich möchte, dass die Zeitschriften in den Vereinigten Arabischen Emiraten stark vertreten sind. Obwohl wir bereits eine stabile digitale Präsenz in allen islamischen Ländern wie dem Iran, Libanon, Syrien, Jordanien und anderen Ländern des Mittleren Ostens haben, wird der Print-Vertrieb die eigentliche Errungenschaft sein. Wir haben bereits viele Künstler und Fotografen aus diesen Ländern in Artikeln und Interviews vorgestellt, aber ich würde die Magazine gerne in Buchläden, an Kiosken und auf Kunstmessen sehen.
Ich denke, die Leidenschaft für diese Länder kommt von meiner tiefen Wertschätzung für islamische Kunst. Ich möchte den Kunstmarkt in diesen Ländern auf eine tiefgreifendere Weise verstehen. In zwei Jahren werde ich also definitiv viel mehr Wissen haben. Kunst hat die Kraft, Menschen zu vereinen, uns ein besseres Verständnis für Kultur zu geben und Akzeptanz und Wertschätzung für Vielfalt zu schaffen.