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Kunst als Spiegel: die Discovery Art Fair Cologne 2025 reflektiert das Jetzt

Discovery Art Fair Cologne 2025

Die Welt scheint, wie so oft, aus den Fugen geraten zu sein. Und doch – der Frühling ist da, und mit ihm kommt das Versprechen der Erneuerung – eine sanfte Erinnerung daran, dass Kreisläufe bestehen, auch wenn sich alles unsicher anfühlt. Erneuerung ist auch das, was uns die Kunst bietet: eine Möglichkeit, Chaos Sinn zu stiften, Verbindungen zu schaffen, zu atmen.

Kunst ist hartnäckig. Sie besteht darauf, gemacht und gesehen zu werden. Sie ernährt uns, und im Gegenzug verlangt sie lediglich unsere Aufmerksamkeit. In Zeiten wie diesen ist dieser gegenseitige Austausch wichtiger denn je.

Schlendert man über die Discovery Art Fair Cologne 2025, wird diese symbiotische Beziehung deutlich. Kunstmessen sind in vielerlei Hinsicht ein kultureller Lackmustest, der leise anzeigt, wo wir stehen, was wir denken und wie wir uns unter der Oberfläche fühlen.

Was sagt uns also die diesjährige Auflage?

Hongku Kwon

Hongku Kwon

Die Malerei behält die Oberhand

Zum einen ist die Malerei das dominierende Medium. Andere Medien sind zwar auch vertreten, aber eher zurückhaltend – sei es marktbedingt oder aufgrund des künstlerischen Timings. Die Malerei hingegen ist beständig: zeitlos, sammelwürdig und in steter Entwicklung begriffen. Sie sind Fan von Pinsel und Leinwand? Dann werden Sie dieses Jahr nicht enttäuscht.

Sander de Klerk

Sander de Klerk

Zwischen Farbe und Stille

Motivisch dominiert erwartungsgemäß weiterhin die Abstraktion, wenngleich sie stärker ausgeprägt scheint als in den vergangenen Jahren. Daneben ist ein deutlicher Anstieg von Landschaften und von der Natur inspirierten Werken zu verzeichnen – mit ruhigen, atmosphärischen Darstellungen entrückter Welten.

In einer Zeit des unerbittlichen Lärms – politisch und wirtschaftlich wie digital – scheinen sich auch die Künstler:innen nach Ruhe zu sehnen. Immer häufiger fallen mir Werke auf, die einen Rückzug aus dem Alltag bieten – nicht nur in die Natur, sondern auch in Träume, imaginäre Räume und surreale Momente.

Diese ruhige Form des Eskapismus ist vielleicht genau das, was wir jetzt gerade brauchen. Und durch diese Werke kommen wir zum Innehalten, zum Reflektieren, um uns ein wenig menschlicher zu fühlen.

Atelier Dirk Gross

Atelier Dirk Gross

Die Form der Gefühle: Abstrakte Highlights

Die abstrakten Werke, die mir aufgefallen sind, sind nicht nur Gemälde. Sie sind assoziativ, vielschichtig und experimentieren mit verschiedenen Materialien.

Sander de Klerk (Gallery Sunday Art) stellt eine Auswahl großformatiger Werke aus, in denen er Acryl und Seidenpapier kombiniert – ein Material, das er nach seiner Übersiedlung von Südafrika nach Belgien entdeckte und das heute im Mittelpunkt seiner detailreichen und taktilen Kunstwerke steht. Ich wollte sie anfassen. Es war unmöglich.

Dirk Groß’ Gemälde sind subtil und zurückhaltend, oft monochrom mit sorgfältig aufgebauten Texturen. Seine abstrakten Kompositionen sind von einer ruhigen Eleganz, die eher zum Nachdenken einlädt als Aufmerksamkeit zu erregen. Besuchen Sie den Stand vom Atelier Dirk Groß in E18.

Am Stand E13 präsentiert Gabriele Sauerland eine frische Auswahl ihrer neuesten Werke, die alle Aufmerksamkeit verdienen. Ihre Herangehensweise an die Malerei ist intuitiv und praktisch – sie verwendet eine Vielzahl von Materialien und Werkzeugen, mit denen sie jeder Oberfläche Leben einhaucht. Das Ergebnis: kraftvolle, vielschichtige Abstraktionen, die sowohl persönlich als auch offen wirken und dazu einladen, genauer hinzusehen und eigene Interpretationen zu ergründen. Besonders gut gefallen mir die grafischen Elemente und die Handlungsandeutungen in ihren Werken.

Gabriele Sauerland

Gabriele Sauerland

Linda Klimentová’s - Čekání

Linda Klimentová’s – Čekání

Landschaften einer inneren Welt

Brigit Soinés Gemälde „Spuren im Mohn“ bei Unique Contemporary (Stand E7) bewegt sich an der Schwelle zur Abstraktion – zarte Mohnblumen scheinen sich in Luft aufzulösen, ein Ausdruck flüchtiger Momente und wechselnden Lichts. Nuancenreich und voller Textur spiegelt es ihre tiefgreifende Auseinandersetzung mit der emotionalen und atmosphärischen Wirkung von Farbe wider – ein still-faszinierendes Werk, das man einfach besitzen möchte. Ich will es an meiner Wand.

Linda Klimentovás Gemälde „Čekání“ gewährt einen stillen, gleichwohl aufgeladenen Blick in eine Waldlichtung, in der zwei fast unsichtbare Figuren eine subtile Spannung erzeugen. Bekannt für ihre Erkundung der Verbindung zwischen Mensch und Umgebung, verwischt sie mit zartem Pinselstrich und transparenten Schichten die Grenzen zwischen Erinnerung, Präsenz und der geheimnisvollen Atmosphäre der Natur. Genau diese Spannung in der Landschaft hat mich gepackt. Zu sehen in der SmetanaQ Gallery, Stand F1.

Melancholie und stille Spannung durchziehen die nachdenklichen Werke von Hongku Kwon, einer in Deutschland lebenden Malerin mit südkoreanischen Wurzeln. Ihre Bilder reflektieren das menschliche Dasein im Verhältnis zur Natur – weite Ozeane, offene Felder, Momente jenseits vom Lärm des Alltags. Werke, die zum Innehalten einladen, zum Nachdenken anregen und Raum schaffen für etwas Tieferes. Ihr Stand D9 ist unbedingt einen Besuch wert.

Eines meiner Lieblingswerke mit Naturbezug ist „Sommerglut“ von Lioba Genske. Es fängt einen unbeschwerten Ausflug ein, getaucht in Licht und Farbe – ruhig, entspannt, voll müheloser Freude. Eine sanfte, aber kraftvolle Erinnerung daran, was im Leben wirklich zählt – eine Ode an Einfachheit, Wärme und Gegenwart. Zu finden an Stand A4, präsentiert von Kunstspecht Köln.

Brigit Soiné - Spuren im Mohn

Brigit Soiné – Spuren im Mohn

Lioba Genske - Sommerglut

Lioba Genske – Sommerglut

Träume in Farben

Wohin entfliehen wir am leichtesten, wenn nicht in unsere Träume? Carola Schapals erinnert uns daran, dass Träumen nicht nur erlaubt, sondern wünschenswert ist. Ihr Gemälde „Don’t Wake Me Up Please“ gewährt einen Blick in einen verschwommenen, fiktiven Raum, verhüllt von traumartigen Wolken und gedämpften Farbtönen. Die traumhafte Atmosphäre liegt in einem Nebel, durch den wir nicht hindurchsehen können – sie verströmt jenes wohlig-verschwommene Gefühl, das nur ein angenehmer Traum hervorrufen kann. Das Werk lässt mich selbst ins Tagträumen gleiten – schauen Sie vorbei und erleben Sie es selbst. Gezeigt von edgyart affairs, Stand B10.

Als Kontrast lädt uns Lilly Muths „Together Through Time“ zu einem luxuriösen Urlaub in einer kalifornischen Villa ein, direkt am Pool, in Sonnenlicht gebadet. Es ist eine Vision einer möglichen Zukunft – wenn das kein Traum ist, was dann? Mir gefällt der subtile Verweis auf Meister wie Hockney und die Spannung zwischen dem Möglichen und dem Unmöglichen, die in diesem Bild mitschwingt.

Und schließlich: Wir sind soziale Wesen. Der Traum vom gemeinsamen Entfliehen mit Freund:innen und Familie kommt uns ganz natürlich. „Sun Kissed Memories“ von Katharina Hormel ist das Porträt eines Gefühls. Gemeinsamkeit, Zuneigung, Schönheit und Natur vereinen sich in dieser pop-artigen Darstellung, durchzogen von Pastelltönen und Schatten.

Ich will mit ihnen dorthin. Sie nicht auch?

Die Werke von Lilly Muth und Katharina Hormel sind bei Folly & Muse, Stand B3 zu finden.

Katharina Hormel - Sun Kissed Memories

Katharina Hormel – Sun Kissed Memories

Lilly Muth - Together Through Time

Lilly Muth – Together Through Time

Carola Schapals - Dont Wake me up please

Carola Schapals – Dont Wake me up please

Besuche die Discovery Art Fair Köln unbedingt noch vor ihrem Abschluss am 6. April 2025 – ein Erlebnis, das sich wirklich lohnt.